Innovation Weingut Galler
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Innovation beim Weingut Galler

Im Smart Podcast unterhalte ich mich mit Katja und Ansgar Galler über Innovation im Weingut Galler an der Weinstrasse und ihr Vorgehen im Bereich Nachhaltigkeit, Vertrieb und Online Marketing.

Weingut Galler
(c) Familie Galler

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Über

Meine Gesprächspartner sind Ansgar und Katja Galler. Sie sind Winzer und betreiben zusammen das Weingut Galler in Kirchheim an der Weinstrasse. Das -Weingut (Bioland) ist ein und man ist einfach nur erstaunt, wenn man genau hinschaut. Das Ehepaar hat viele Ideen und eine starke Vision, die sie nach und nach umsetzen. Beginned vom Umbau der Reben auf zukunftsträchtige und robuste Sorten über Experimente mit Pfandflaschen für Wein aus einem anderen Bereich bis hin zum Online Marketing. Die neuen Sorten, Piwi, sollten besser für ein Klima des Klimawandels sein, brauchen weniger Wasser und weniger Bearbeitung. Durch diese Reduktionen hat der Wein einen geringeren ökologischen Fussabdruck. Das Experiment mit der Pfandflasche zeigt auch, wie man das Thema Nachhaltigkeit ganz pragmatisch im Mittelstand umsetzen kann. Das Weingut Galler macht ein Experiment und füllt Wein einfach in regulären Pfandflaschen ab und schaut, wie es am Markt ankommt. Das mag vielen nicht gefallen, ist aber auch gut gegen den Klimawandel durch die CO2 Reduktion gegenüber der normalen Einweg Flasche.

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Piwi goes Pfandflasche

Erwähnt

Podcast Transkript

Das Transkript wurde manuell erstellt.

Katja Galler: Es ist ganz, ganz wichtig, eine Vision zu haben, einen roten Faden und ganz Konsequenz da hinzugehen, was man für eine Vision hat und die voller Inbrunst und dann kann das nur gut werden. Man muss das, was man sich für eine Vision gesetzt hat, für kämpfen. Manchmal tut es auch weh und dauert auch ein bisschen länger, aber man muss einfach da dran glauben, dass der Tag kommt, dass sich das durchsetzt.  

Klaus Reichert: Innovation weiterdenken und Zukunft einfach machen. Hallo! Klaus Reichert hier! Ich bin unabhängiger Unternehmensberater und für Innovation und Business Design. Ich begleite engagierte Unternehmer: innen und Führungskräfte sowie ihre Teams mit Smart Innovation auf dem Weg von der Vision zu enkeltauglichen Leistungen. Meine Mission ist es, Unternehmen und seine Menschen kreativer und innovativer zu machen. Ich arbeite remote von Baden-Württemberg aus. Im Smart Innovation Podcast spreche ich mit engagierten und kreativen Menschen über Innovationen, über Innovationsmanagement, Unternehmertum und Verantwortung, gerade im Kontext des Klimawandels. Zuhörer können bei den Liveaufnahmen mitmachen und Fragen stellen, so wird Innovation lebendig und leicht umsetzbar. Die Live-Aufnahmen sind mittwochs, Episoden erscheinen montags. Den Link zu Terminen, Newsletter und dem Transkript finden Sie in den Shownotes. Bleiben Sie auf dem Laufenden und folgen Sie der Show, wo immer Sie Ihre Podcasts oder auf klausreichert.de/linkedin. Und denken Sie daran, es gibt kein Ende von Innovation, nur Starts.

Meine Gesprächspartner sind Ansgar und Katja Galler, sie sind Winzer und betreiben zusammen das Weingut Galler in Kirchheim an der Weinstraße. Das Bio-Weingut ist ein Familienunternehmen und man ist einfach nur erstaunt, wenn man genauer hinschaut. Hallo, schön, dass Ihr heute zu zweit mit dabei seid im Podcast.

Katja Galler:Hallo!

Ansgar Galler: Hallo, ich grüße euch.

Klaus Reichert: Sagt mal, wie viel Wein hattet ihr eigentlich Intus, wie ihr auf die Idee mit den Bierflaschen kamt?

Ansgar Galler: Ja, normalerweise sagt man ja, das ist ja eine Schnapsidee, normalerweise müssten wir da Schnaps getrunken haben. Nein, komplett nüchtern. Also es war wirklich am helllichten Tage, als meine Frau vom Einkaufen zurück kam und hatte das typische Joghurtpfandglas mitgebracht, aber da war kein Joghurt drin, sondern Kidney-Bohnen und Mais. Und meine erste Reaktion war da, das ist doch ein Joghurtglas. Dann sagt sie, ja, und? Dann habe ich gesagt, wieso füllen die das jetzt darein? Ja, weil man dann das Glas wieder zurückgeben kann, mit Pfand. Und dann hat es ganz kurz gedauert und dann über die fünf Ecken, ja, genau, wieso kann man nicht das Produkt Wein woanders rein füllen, um irgendwie diesen Kreislauf des Pfandsystems beizutreten? Und da ist das Joghurtglas und die Milchflasche leider ausgeschieden, das sah doof aus, aber wir kamen schnell auf diese Bierflasche. Also man sagt, das ist wie eine Bierflasche, für uns ist es ein 0,5er-Glasbehälter und nichts anderes ist es ja. Ich kann ja nichts dafür, dass die da Bier einfüllen. Und jetzt füllen wir Wein darein, ganz einfach.

Klaus Reichert: Ja, das müssen wir vielleicht kurz erklären, im Weinbau gibt es fast ausschließlich Einwegflaschen, Glasflaschen. Die sind alle auch unterschiedlichst geformt, die repräsentieren vielleicht auch bestimmte Dinge eines Weingutes, da gibt es eine riesige Vielfalt, in jedem Fall ist es immer Einwegflaschen. Was ihr hier jetzt ausprobiert, ist ja, dass ihr, in Anführungszeichen, die Bierpfandflasche nehmt und da Wein rein füllt, habe ich das jetzt richtig angesprochen?

Ansgar Galler: Genau, ja, absolut. Ja, die Sache ist so, wir haben einfach in Deutschland schon über 100 verschiedene Weinflaschen, sei es Formen, Verschlüsse, Farben und so weiter. Da gibt es kein gängiges Pfandsystem. Einige Regionen, größere Betriebe arbeiten mit einem Pfandsystem mit einer Literflasche. Das kannst du machen, wenn nur die Kunden, die Gastronomie direkt belieferst und wieder zurücknimmst. Grad die großen Genossenschaften, die können das ganz gut machen. Aber ein einheitliches System deutschlandweit gibt es einfach nicht. Und dadurch, dass wir ein kleines Weingut sind, unser Vertrieb über den Online-Shop funktionieren oder Biomärkte in ganz Deutschland, sind meine Weinflaschen immer weg. Also es kommt nichts zurück auf den Hof, wo ich sammeln könnte, um die wiederzuverwenden. Und das war schon uns immer ein Dorn im Auge, schon die letzten Jahre, weil wir nachhaltig mit diesen neuen Rebsorten arbeiten, aber da war der große Knackpunkt gewesen, mit der Verpackung. Und das ist auch noch der größte CO2-Treiber bei uns im Weingut, die Glasflasche. Und erst durch eine Krise oder die Krise, die wir jetzt seit anderthalb Jahren haben durch den Krieg und wir sehr schwer an Weinflaschen drankommen, die Preise unheimlich explodiert sind, was es natürlich wieder dar spiegelt, wie teuer die Weinflasche eigentlich ist in der energetischen Herstellung, da kommt man dann auf einmal auf Ideen. Und da waren wir auch bei Back & Box und weiß nicht, was es noch da alles gab, aber für uns war es klar gewesen, dass kein Biowein von uns in diesen Kunststoffbeutel da kommt, der da mit einem Karton ummantelt ist oder so weiter. Also wir wollen schon beim Glas bleiben, aber da geht es einfach nur mit dem Mehrwegsystem.

Klaus Reichert: Was mich da fasziniert hat, wie ich das zum ersten Mal gesehen habe, ist, dieses um die Ecke rumdenken. Ja, ihr habt es ja grade erklärt, wir ihr darauf gekommen seid. Und das sind ja manchmal genau diese Dinge, diese Zufälle, diese Beobachtungen, die man macht in einem anderen Bereich, wo man es dann überträgt eben in seinem Bereich rein und davon was lernt. Also das finde ich jetzt einfach ein richtig faszinierendes Beispiel. Und ich kann mir vorstellen, dass aber Weinliebhaber, so manche Weinliebhaber da erst mal lachen oder sonst was mitmachen. Wie waren denn da die Reaktionen drauf?

Ansgar Galler: Die Reaktionen gehen natürlich bei so einer Sache immer von der einen Richtung bis in die andere Richtung. Wobei wir sagen müssen, der überwiegende Teil, absolut positive Resonanz. Also wirklich, wo man das sagen kann, wo uns gesagt wurde, tolle Idee, jawohl, nachhaltig. Ah, 0,5, schöne Größe, Portionsgröße, zu zweit abends, es bleibt kein Rest. Also es kamen auf einmal noch ganz andere Dinge, an die wir gar nicht gedacht haben, was dann uns zugetragen wurde. Sicherlich gibt es auch kritische Stimmen mit der Sache, aber man muss sich einfach auch im Kopf dann lösen und einfach sagen, ja, das ist halt ein Glasbehälter, wo halt Bier rein gefüllt wird, meistens. Wie gesagt, es ist ein 0,5er-Glasbehälter. Und er ist dunkel in der Farbe, hat einen absolut technisch guten Verschluss, er ist dementsprechend geschmacksneutral, beeinflusst meinen Wein nicht. Also die ganzen sicherheitsrelevanten Dinge sind da auch gegeben und das ist natürlich auch ganz, ganz wichtig für mich, wo ich da so ein hochwertiges Produkt mache. Und wenn was Neues da ist, dann dauert es immer irgendwo eine Zeit. Aber ich denke mal, wir sprechen auch mit dieser Sache eher jüngere Weinkunden an, ja. Ich möchte jetzt niemand zu nahetreten, aber der 65-jährige Riesling-Trinker, der schon sein Leben lang diese Flasche kauft bei seinem Lieblingswinzer, den zu erzeugen wird vielleicht etwas schwieriger, das stimmt. Aber junge Leute, die da ganz ungezwungen rangehen, die dann auch mehr in diesen Aspekt der Nachhaltigkeit und der Ökobilanz irgendwo im Kopf schon haben, für die wird es doch schon einfacher. Und an die müssen wir natürlich dran und da ist es ganz gut angekommen, unser Fläschchen, ja.

Klaus Reichert: Das kann ich mir gut vorstellen. Ich finde auch diesen ganz praktischen Aspekt, von eben so zwei Gläschen davon trinken zu können, das ist einfach eine ganz, ganz gute Größe, sehr pragmatische Größe irgendwie auch. Man muss dazu sagen, ihr habt ja auch noch andere Flaschen. Das heißt also, wer von euch einen Wein will, der kriegt ja auch sozusagen in der klassischen Flasche da auch was. Ihr habt grade das Thema Ökobilanz auch angesprochen, wie seid ihr da unterwegs, was macht ihr da im Betrieb?

Ansgar Galler: Der große Schritt ist erst mal, mit dieser Neuanpflanzung von diesen neuen Rebsorten, den genannten PiWis, das ist Johanniter, das ist Sauvignac, das ist Muscaris und so weiter. Da haben wir hier schon einen ganz großen Teil umgestellt, da sparen wir bis zu 80 Prozent CO 2 ein, weil wir diese neuen Rebsorten viel weniger schützen müssen gegen echten und falschen Mehltau. Das heißt, wir haben nur zwei Pflanzenschutzsprühungen statt 15, 17 oder im schwierigen Jahr 20, also da haben wir die riesen Ersparnis. Im Betrieb, natürlich würde ich gerne da auch noch mehr tun, nur wir haben jetzt erst vor 14 Jahren hier angefangen, wir haben diesen Betrieb gepachtet, also da noch nichts in Eigentum, somit sind wir da ein bisschen ausgebremst. Natürlich hätten wir gerne Photovoltaik auf dem Dach für Stromerzeugung, wir hätten da gern auch was mit Wasser, Wasseraufbereitung, Wassersparen und so weiter, das würden wir auch gern umsetzen, nur das geht im Moment leider noch nicht, weil wir da noch nicht im Eigentum sind, aber das steht auf der ganz großen Agendaliste oben drauf.

Klaus Reichert: Also da müssen wir einfach mehr Galler-Wein trinken, damit das schneller kommt.

Ansgar Galler: Genau, also erst mal brauchen wir mehr Konsumenten, mehr Freunde vom Galler-PiWi-Wein und dann können wird das ein oder andere dann auch bald umsetzen, das auf jeden Fall.

Klaus Reichert: Nachhaltiger Weinbau, du hast so ein paar Themen schon angesprochen, also weniger Maschineneinsatz, weniger Pflanzenschutz, weniger Maschinen, die den Boden verdichten, sowas gehört da mit dazu, weniger Wasser, die diese Rebsorten brauchen. Solche Sachen sind der eine Teil in der Produktion, dann ist aber auch auf der anderen Seite sowas wie Marketing, Marke wichtig. Da seid ihr mit Bioland zusammen, wenn ich das richtig verstanden habe. Man muss es dann auch den Konsumenten erklären, was man da macht. Wie funktioniert das bei euch?

Ansgar Galler: Wir angefangen mit diesem neuen Rebsorten 2012 und Bio-zertifizieren lassen haben wir uns erst 2015 und sind auch gleich Bioland beigetreten, weil ich dann erst gesagt habe, mit diesen neuen Rebsorten, das ist für mich nachhaltiger Bio-Weinbau. Sicherlich können wir klassische Rebsorten auch biologisch bewirtschaften, aber da sieht die Bilanz nicht so gut aus, von daher kam dann erst der Schritt danach. Bioland extra genommen, weil Bioland-Logo, ist ganz einfach, das kennen sie von Flensburg bis München, von der Butter, von der Milch, vom Käse, also von daher muss man da nicht groß was erklären, ist der größte Bio-Verband Deutschlands überhaupt. Sicherlich sind wir da ein bisschen im Austausch mit Kollegen, wir haben auch Möglichkeit, auf diverse Messen mitzugehen, wo Gemeinschaftstände gemacht werden über Bioland. Aber es hat sich jetzt so raus kristallisiert in den letzten Jahren, grad durch Corona, wo wir halt auch sehr viele Online-Weinproben gemacht haben, aber auch jetzt danach, dass wir unsere eigene Marketingabteilungsstrategie aufgebaut haben. Wir haben eine junge Studentin, die unser Social Media betreut, die Postings, alles macht. Früher habe ich da immer mal Bildchen gemacht, die Katja hat was doch dabei geschrieben, so einfach geht das einfach heutzutage nicht mehr. Wir haben professionelle PR-Frau in München sitzen, die uns die kompletten Pressetexte schreibt, die Kontakte herstellt und so weiter. Wir haben einen, der Content für uns dreht, ja. Grad jetzt am Freitag ist wieder großer Drehtag, wo wir sehr viele Filme machen, Reels machen, ja, Social Media bespielen von oben nach unten. Also der Stab, was ein Marketing im Moment betrifft oder was das Ganze außen rum ist, ist um einiges größer wie die Personen in der Produktion. Weil, da habe ich mittlerweile einen Festangestellten, das ist mein Bruder, seit Februar und meine Wenigkeit und das ist die Produktion. Aber ihr seht schon, wo das Hauptaugenmerk im Moment liegt, das man natürlich nach außen hin sichtbar sein muss. Und das ist der große Unterschied zwischen dem Huhn und der Entern, das Huhn gackert dabei, wenn es das Ei legt und die Ente ist ganz ruhig. Also wir müssen mehr gackern, einfach laut werden.

Klaus Reichert: Ja, das fällt auch auf, ihr habt zum Beispiel neben Instagram und Facebook, habt ihr auch einen YouTube-Kanal. Da gibt es Videos und die hören alle mit eurem Loge auf, Logo erst mal, ja und dann ist da noch ein Hahn im Hintergrund, ja, sodass man sofort versteht, worum es da geht. Also man sieht, dieses Thema Branding, Marketing, Vertrieb wie die Großen, das ist etwas, was ihr im Kleinen extrem gut macht, finde ich, das fällt sofort auf. Das geht dann jetzt noch weiter, dass man bei euch Online Termine für die Weinprobe vereinbaren kann. Finde ich klasse, gibt es bei mir auch für das Online-Coaching. Und auch so Sachen wie eben den Online-Shop oder das Wein-Abo. Ja, das sind so ganz klassische Dinge, wo man denkt, alles richtig gemacht, da hat jemand ein Händchen für das Marketing.

Katja Galler: Ja, das ist auch so, wie Ansgar eben auch schon erklärt hat, ein Stück weit gewachsen durch unsere junge Studentin und mit den professionellen Partnern an unserer Seite, die das in unser Weingut auch ein Stück weit rein getragen haben, was man heutzutage alles machen muss, damit man up to date ist. So kam das dann am Stück für Stück. Der Online-Shop, den haben wir, alles in Eigenleistung, mit unserer Studentin aufgesetzt. Ja, die Online-Terminbuchung, das klappt auch wunderbar. Man sitzt abends Zuhause und denkt sich, ah ja, am Wochenende könnten wir doch mal Gallers besuchen, und dann kommt Donnerstagabend eine Terminbuchung um 22:34 Uhr. Und wenn mich derjenige angerufen hätte und hätte gefragt, na, bist du am Samstag für eine Weinprobe da, dann hätte ich mich vielleicht nicht ganz so gefreut wie am Freitagmorgen, wenn ich den Laptop aufmache und sehe, ah, eine Terminbuchung. Die Techniken gibt es und dann nimmt man die Tools da natürlich auch gerne in Gebrauch.

Ansgar Galler: Also Weinbau ist ja ein sehr traditionelles oder ein Traditionskulturgut, aber wir müssen natürlich mit der Zeit gehen. Und dadurch, dass wir wirklich zu zweit hier nur auf Hof sind, können wir auch gar keine festen Öffnungszeiten jetzt mit anbieten. Weil, wir haben noch zwei aktive Jungs im Sport, also Katja ist sehr viel unterwegs, die Jungs in den Sport zu fahren oder von da und dort. Von daher ist es immer besser, natürlich mit einer Terminvergabe das Ganze ein bisschen zu händeln. Und, wie gesagt, heutzutage hat jeder sein Smartphone, kann überall schnell reingucken, kann sich schon informieren und von daher ist das schon so ganz angenehm, ja.

Klaus Reichert: Verstehe ich, absolut nachvollziehbar, das macht es für alle Seiten einfacher, klarer, transparenter, sicherer und so weiter. Thema Branding auch noch, ihr habt euch als PiWi-Pioniere positioniert. Das fand ich eine schöne Formulierung. Meine Frau freut sich jetzt sicher über die Alliterationen. Könnt ihr kurz erklären bitte, was PiWi genau ist, warum ihr das macht und was so dahintersteckt eigentlich, hinter dem Thema?

Ansgar Galler: Die letzten Jahre haben wir uns als PiWi-Pioniere bezeichnet, jetzt machen wir es schon über zehn Jahren. Wir haben jetzt einen großen Auftritt auf der ProWein in Düsseldorf in der Fachmesse gehabt und da sind wir jetzt aufgestiegen zum PiWi-Profi. Weil, das kann ich jetzt mit Stolz schon langsam sagen, weil, wenn man das so lange so betreibt wie wir, qualitätsbewusst in die Richtung rausgeht. Und wir haben auch mittlerweile ein ganz schönes Ansehen bei den ganzen Winzer-Kollegen, allein schon, das wir sehen, wie viele bei uns Weine ordern oder vorbeikommen und sich interessieren da dafür, haben uns da schon einen Namen gemacht. PiWi ist einfach die Abkürzung für pilzwiderstandsfähig. Leider total sperrig, aber wir haben vieles probiert zu sagen, wie können wir das anders nennen? Aber wir bleiben dabei, weil es hat sich mittlerweile etabliert und von daher PiWi, also pilzwiderstandsfähige Rebsorten sind vitale Reben, die aus der Europarebe mit einer, ja, widerstandsfähigen amerikanischen oder asiatischen Rebe gekreuzt wurden, gezüchtet wurden, um den Schädlingen oder besser gesagt, dem echten und den falschen Mehltau, diesen Pilzkrankheiten zu trotzen, weil das sind unsere größten, ja, Schaderreger. Wir müssen jetzt die klassischen Rebsorten alle acht bis zehn Tage besprühen, um hier das Laub oder die Trauben gesund zu erhalten. Und, ja, und bei diesen neuen Sorten haben wir einen inneren Mechanismus, dass dieser Pilz nicht angreifen kann und da sind die Züchtungen schon sehr, sehr weit gegangen. Wobei man sagen muss, dass so manche Rebsorten, ja, schon 30, 40, 50 Jahre alt sind und mitunter es auch so lange braucht, bis so eine neue Rebsorte sich am Markt etabliert. Also grad so ganz neu zum Beispiel ist Sauvignac, der ist jetzt erst vor zwei Jahren, hat der erst einen Namen bekommen, wir haben immer noch drauf stehen, auch Versuchsanbau. Und der Valentin Blattner, der Schweizer Züchter, hat diese Rebe 1991 angefangen zu züchten und ist jetzt erst im Jahre 20 23 irgendwo angekommen und die Winzer wollen die Rebe pflanzen. Also da könnt ihr mal sehen, wie lang so ein Zeitraum einfach es bedarf, um eine neue Rebe zu haben. Also da ist nicht mal einfach schnell im Labor irgendwie was gemacht, sondern das braucht sehr, sehr, sehr lange. Und dann braucht s mutige Winzer, die bereit sind, solche Dinge zu pflanzen. Und das waren wir vor einigen Jahren und haben jetzt von unseren, ja, 13 Hektar schon 75 Prozent in der Rebfläche umgestellt, also überproportional massiv da investiert. Und wir sind auf richtigen Weg, ich bin davon absolut überzeugt, weil, wir haben schwierige Jahrgänge gehabt in 16 und 21, wo wir bei den klassischen Rebsorten sehr große Schäden hatten, Klimawandel geht weiter. Und man muss einfach bedenken, wenn ich jetzt eine neue Rebe pflanze oder generell einen neuen Steckling pflanze, der sollte 25 bis 30 Jahre plus X stehen. Also, wer kann jetzt in diesen 25, 30 Jahren in die Zukunft schauen. Funktioniert da ein Riesling überhaupt noch bei uns oder müssen wir Riesling in Hamburg? Welche Rebsorten ereignen sich noch? Wie können wir wirklich mit diesen Klimawandel auch umgehen? Und da ist große Ressourcenschonung angesagt, Wasserschonung angesagt und viele, viele andere Dinge mehr. Und, ja, da stehen wir halt noch ziemlich am Anfang mit der ganzen Sache. Und wir sind aber absolut davon überzeugt, dass es nur noch so geht.

Klaus Reichert: Jetzt kam noch eine Frage von der Barbara Schmuker dazu, zu diesem Thema. Gibt es denn in eurem Umfeld auch andere Weingüter, die überlegen, hier umzustellen, die das schon gemacht haben, sei es die Sorten, sei es das Pfandsystem? Seht ihr euch da wirklich so als Vorbild und Vorreiter? Ich weiß, ihr habt es jetzt einfach schon etabliert, aber wie viele andere machen das denn auch noch?

Ansgar Galler: Naja, also mit der Pfandflasche, klar, da gibt es noch keine Nachahmer, die werden aber kommen, weil das Interesse sehr groß war. Und wenn es Nachahmer gibt in der PiWi-Pflanzung, sehr gerne! Weil es dann einfach ein Schritt für uns alle ist in der Natur, was eingespart wird an Pflanzenschutzmittel und Diesel durch den Traktor. Also das ist ja nicht für mich nur eingeheimst und sage, ja, das ist nur für mich exklusiv, sondern je mehr es davon gibt, umso mehr tun wir für unsere Umwelt, wo wir einfach drauf legen und rumlaufen. Also von daher gibt es da schon einige Weingüter, es werden jetzt in der nächsten Zeit noch mehr werden. Das weiß ich einfach von unserer Rebschule, die hier bei uns aus unseren Anlagen das Schnittholz schneidet im Winter, um wieder neue Stecklinge anzusetzen. Und die Nachfrage an diesem PiWis ist jetzt in den letzten zwei Jahren rasant angestiegen, dass der Bedarf gar nicht gedeckt werden kann im Moment, so viele neuen Reben können gar nicht produziert werden, wie jetzt Winzer auf einmal haben möchten. Als wir vor über 10 Jahren angefangen haben, wurden wir von sehr, sehr vielen nur belächelt, aus dem Ort sowieso, aus dem näheren Umkreis wird man da auch nur beäugt. Wer da ganz offen ist, ist einfach viel aus dem Ausland. Wir hatten Kollegen da gehabt aus Tschechien, aus Schweden, aus England. Ein französisches Chateau hat uns besucht. Also das war ein halber Ritterschlag, wenn Franzosen zum deutschen Winzer kommen und sich nach PiWis erkundigen, also da fällst du vom Glaube ab. Aber der Winzer nebendran, ja, da ist es noch nicht so angekommen. Aber das ist ja auch okay, das muss jeder für sich selbst so entscheiden.

Klaus Reichert: Ja, aber das ist ja auch das klassische Ding, es gibt diese sogenannte Innovationsdiffusionstheorie, die mit den Early Adopters und den Innovatoren am Anfang ungefähr so 17, 18 Prozent Menschen ausmachen, die gerne mitgehen, wenn es was Neues gibt, ja. Die anderen machen halt einfach mit, wenn es weit genug entwickelt ist und die Letzten, die machen halt mit, weil sie nicht mehr anders können. Also das ist ja eigentlich ein ganz normales Ding, das heißt, ihr habt dann im Grunde ja den Austausch mit den Innovatoren gehabt. Das ist schon ziemlich cool, das ist vielleicht für euch ja auch toll, sowas zu haben. Jetzt habt ihr gesagt, 2012 ungefähr habt ihr das angefangen umzustellen. Da kann man natürlich irgendwie auch sagen, ihr habt zur richtigen Zeit das Richtige gemacht, ja. Das Thema Klimawandel ist zwar schon lange ein Thema, aber halt so richtig angesagt ist es halt erst seit ein paar Jahren oder in der breiten Masse angekommen. In welcher Lebenssituation wart ihr damals, dass ihr euch zu sowas entschlossen hat?

Ansgar Galler: Vor 14 Jahren, 2009, da kam erst mal die große Entscheidung, in die Selbständigkeit zu gehen. Da war unser erster Sohn geboren, der war sechs Monate alt, Säugling. Wir geben beide den Job auf, ich den Kellermeister, meine Frau einen gut situierten Job gehabt und wir stürzen uns in die Selbstständigkeit mit einem Säugling, geben alles auf, ziehen weg. Also da haben schon viele gesagt, da seid ihr schon richtig bekloppt. Und, ja, man muss auch schon ein bisschen verrückt sein für manche Dinge. Und da haben wir gesagt, okay, wir wollen in die Selbstständigkeit, wir wollen unseren Tag selbst gestalten. Wir wollen unseren Kindern ein anderes Familienleben bieten. Und dann haben wir ein klassisches Weingut gesucht und haben jetzt in der Pfalz nun eins gefunden. Natürlich mit diesen Reben bepflanzt, was dann einfach hier in der Pfalz typisch ist, Riesling, Müller Thurgau, Portugieser, Dornfelder. Und dann ist es einfach schwierig, wenn du neu irgendwo hinkommst und hast keinen Titel, du heißt nicht von und zu, hast keine Historie über 300 Jahre, fängst neu an, klar kannst du dann den schönsten tausendsten Riesling machen, aber der wird genauso schwierig sein zu vermarkten. Und so kamen wir erst mal so zwei Jahre an, mussten erst mal, klar, Situationen klären, man musste sich erst mal in die Region rein finden, wie sind die Böden, wie ist hier das Wetter, wie ist das Klima, wie sind die Strukturen. Und dann kam ich ja auf diesen Cabernet blanc recht schnell, ja und da wollte ich halt innovativ sein und weitergehen, was jetzt neue Rebsorten eigentlich betraf, dann kam der ökologische Aspekt dazu. Und natürlich kam dann auch irgendwann der Aspekt dazu, ja, damit können wir eine Nische besetzen. Da bin ich nicht einer von Tausenden, sondern da bin ich vielleicht der eine PiWi oder ein besonderes Weingut. Und so hat sich dann das eine Mosaikstückchen zu dem anderen zusammengefügt, so wird es mittlerweile ein rundes Rad draus.

Klaus Reichert: Da wollte ich euch aber auch nochmal fragen, wie das ist. Wenn ihr so eine Fläche umstellt, dann bedeutet das ja, das ihr sozusagen die alten Reben rausnehmt, ihr pflanzt was Neues an, ihr müsst da auch investieren, in diese ganzen Stecken, die da stecken. Ich weiß nicht, wie es an das heißt, ja, also man muss einiges machen. Unter Umständen kommt mittlerweile auch eine Bewässerung dazu, alle möglichen Dinge, man investiert auch recht viel Geld und die Pflanze, die ihr einpflanzt, die braucht eine Zeitlang, bis die sozusagen zum ersten Mal überhaupt trägt und dann nochmal eine gewisse Zeit, bis sie dann tatsächlich einigermaßen trägt, also wir reden von mehreren Jahren, wo nichts passiert auf dieser Fläche. Wie macht man sowas? Also wie hält man sowas im Kopf aus zum Beispiel?

Ansgar Galler: Gute Frage, wie hält man das aus? Ich könnte jetzt sagen, mit viel Wein, ja, aber das ist wieder kontraproduktiv mit der Gesundheit. Nein, es ist wirklich so, dass es ein riesen Invest ist. Und das Invest stecken wir jetzt im Moment in unseren, ja, Grundstein, in unseren Grundstock, so. Dadurch, dass wir den ganzen Betrieb hier auf 30 Jahre gepachtet haben, also auch die Rebflächen, machte es jetzt keinen Sinn, jetzt einfach mal noch zehn Jahren erst die alten Rebstöcke, klassischen Rebstöcke da drin zu lassen, sei es jetzt mal vom Marketing her dahingestellt, weil, irgendwann musst du sie ersetzen, da musst du neu pflanzen und dann kommt das (unv.) #00:24:57-5# zu nah und vielleicht auch mein Rentenalter. Also ich bin jetzt schon ein mittelalter Gouda, ist irgendwann die Rente irgendwo am Horizont in Sicht und deswegen müssen wir jetzt massiv dahingehend neupflanzen. Und das ist halt ein großer Invest. Klar, die Rebe an sich, der Steckling, die Pfähle, der Draht. Das ist natürlich durch die Krise oder durch den Krieg in der Ukraine nochmal um einiges teurer geworden, aber wir müssen da jetzt durch, wir müssen jetzt einmal groß investieren. Da fallen dann andere Dinge jetzt erst mal hinten runter, wo das Invest halt aufgeschoben wird, aber wir müssen in den Grundstock investieren. Und von dem wollen wir jetzt die nächsten 25 Jahre plus X natürlich dann auch was haben und dann dementsprechend unsere Ernte dann auch einfahren. Und, ja, die ersten drei Jahre, da ist nur Arbeit, da sind keine Trauben dran haben, ab dem dritten Jahr tragen dann die Rebchen ein bisschen an Trauben. So ein richtig guter Ertrag wird dann so ab dem sechsten, siebten Jahr gerechnet und wie gesagt, dann soll sie eigentlich 25 bis 30 Jahre stehen, die Rebe, je nach Pflegezustand.

Klaus Reichert: Ich finde es ein spannendes Thema, ja, wenn wir über Zukunft und Sicherheit, Planbarkeit und sowas eben sprechen, ja und Investments in die Zukunft. Also viele Firmen, viele neue Produkte oder sowas, die werden mit ganz, ganz kurzfristigen Zeiten gerechnet, ja, die müssen sich innerhalb von einem Jahr, zwei, drei oder sowas amortisiert haben. Bei euch 30 Jahre, vielleicht länger. Solche Rebsorten halten unter Umständen ja auch länger, werden sie vielleicht nicht besser, aber sie halten länger. Jetzt kommt noch was anderes dazu, jetzt habt ihr Wetter. Also, ich würde die Krise kriegen, wenn ich nicht wüsste, wie das jetzt eigentlich sich gerade entwickelt, wenn eigentlich mein gesamter Jahresumsatz vielleicht an einem Wolkenbruch oder sowas hängt. Wie geht ihr damit um?

Ansgar Galler: Also das Risiko hast du jedes Mal, das ist ganz klar, wenn du in der Natur arbeitest. Leider werden diese Wetterereignissen von schweren Gewittern oder Hagel vielleicht auch in den nächsten Jahren zu nehmen. Sicherlich gibt es da Systeme, wo man sich drüber schützen kann, aber das ist nochmal ein riesen Invest. Was unabdingbar für uns ist oder was wir hier sofort abgeschlossen haben, als wir hier angefangen haben, war eine Hagelversicherung. Bei dem 2010er-Jahrgang im Juni hatten wir hier einen Hagenschlag von 80 Prozent Schaden, also 80 Prozent unserer Rebstöcke waren kaputt. Und wenn man da keine Versicherung gehabt hätte, dann wären wir grad wieder zusammengepackt und wären wieder losgezogen. Also das ist schon ein verdammt hohes Risiko. Du musst diesen Job einfach nur lieben und den musst du aus Überzeugung machen und nicht für die schnelle Mark oder für weiß nicht, warum oder das du selbst genug Wein trinken kannst, sondern das ist einfach, ja, eine Berufung oder aus absoluter Erfüllung musst du sowas machen. Und, ja, klar, wenn ein Gewitter aufzieht, da stehst du da auch und guckst an den Himmel und sagst, mein Gott, warum könnte ich jetzt nicht einen anderen Job im Büro haben, ja. Aber es bringt uns auch so viele schöne Momente, draußen in der Natur zu sein und sein Leben selbst zu bestimmen, das ist ganz, ganz toll. Es gibt ja so einen Spruch, ja, also wir sind ja lieber gern ein kleiner Herr wie ein großer Diener. Also ich bin lieber der kleine Herr und bestimme das dann selbst. Alle anderen Widrigkeiten haben wir nicht im Griff, das ist ganz klar, davon sind mir einfach abhängig und mal geht es gut, mal geht es vielleicht nicht so gut dann. Ja, wie im normalen Leben auch, ein Auf und ein Ab.

Klaus Reichert: Ansgar, Katja, warum Wein, was hat euch so fasziniert an dem Thema? Okay, du hast Kellermeister gelernt oder bist Kellermeister, aber es ist trotzdem nochmal ein extra Schritt, sich so weit in dieses Thema reinzuwagen, ein eigenes Weingut dann aufzubauen und so langfristig betreiben zu wollen. Warum Wein, warum?

Ansgar Galler: Ja, also bei mir war es ein bisschen in die Wiege gelegt, ich bin auf einem der rheinhessischen Weingut großgeworden. Einen elterlichen Betrieb hatten wir da gehabt, den konnte ich aber leider in der 2000er-Jahreswende nicht mehr fortführen, der Todesfall von meiner Mutter hatte uns da wirklich sehr getroffen. Und somit war ich dann mal einige Jahre im Angestelltenverhältnis, aber die Selbständigkeit wollten wir wieder haben. Also bei mir ist es so, ich bin einfach mit Wein da reingewachsen und großgeworden, ich konnte mir jetzt auch gar nicht vorstellen, irgendeinen anderen Job zu lernen. Ganz anders ist es bei meiner Frau.

Katja Galler: Ja, ich bin in der Landwirtschaft großgeworden, viel Ackerbau haben meine Eltern betrieben, schon in den 80er-Jahren umgestellt auf Bio. Ich wollte den Betrieb fortführen, habe dann auch Agrarwissenschaften studiert. Und, ja, als ich dann Ansgar kennenlernte, hat er mir relativ schnell erklärt, dass er keine Kühe melken wird und so habe ich mich dann in die Weinbranche eingearbeitet und auch kennen und lieben gelernt. Es ist ein ganz anderes Produkt, als dass ich es vorher in meinem Leben hatte. Es sind viele innigere Beziehungen mit den Kunden, die man hat. Also wenn die Kunden einmal die Woche vorbeikommen oder fast täglich vorbeikommen und Milch und Eier kaufen und dadurch, dass man sich täglich sieht, ist es doch schon eher oberflächlich. Und hier ist es doch schon so, dass man sein Leben auch mit seinem Kunden teilt und es sind eigentlich keine Kunden, sondern das sind fast alles Freunde, die zu uns kommen. Und wenn sie dann mal auf den Hof kommen, dann auch wissen wollen, was denn jetzt das letzte Jahr so passiert ist, welche Rebchen da noch wieder dazugekommen sind. Was machen die Jungs, kickt der Kleine noch, turnt der Große noch. Die fiebern halt auch einfach mit uns, mit der Entwicklung vom Weingut und seid ihr jetzt bald auf 100 Prozent PiWi. Ja und das ist dann, ja, was Besonderes, es ist ja auch ein besonderes Produkt, was man dann entsprechend auch zu besonderen Anlässen dann auch eher genießt, anstatt alltäglich da zu konservieren. Also Wein gehört ja schon auch zu den besonderen Momenten, die man so in seinem Leben hat und von daher, ja, ist es auch eine besondere Liebe zu dem Produkt und das zu begleiten.

Klaus Reichert: Danke. Was ich jetzt aber auch sehe ist, ihr habt sozusagen mindestens eine Generation vor euch gehabt, die das Thema Landwirtschaft eben kannte, ihr habt es da quasi von früh auf kennengelernt, was es auch bedeutet eben, von solchen Faktoren wie Boden, Wasser, Hitze, Wetter und sowas eben in gewisser Weise abhängig zu sein, wie man damit eben umgehen lernt. Das macht es dann vielleicht am Ende doch ein bisschen leichter, dann auch so ein Thema zu starten.

Katja Galler: Ja, man hinterfragt es auch einfach nicht. Also wie du jetzt eben gesagt hast, wie hält man das im Kopf aus, es ist einfach so. Es gibt da diesen schönen Spruch, wenn es regnet, freue ich mich, weil, wenn ich mich nicht freue, regnet es trotzdem. Und man muss halt einfach da auch ein Stück weit das Vertrauen haben, dass das Wetter uns gut gesotten und das halt der Hagel nicht jedes Jahr bei uns einschlägt, sondern nur alle so viel Jahre, die dann halt auch einigermaßen noch verkraftbar ist. Und es nutzt nix, sich verrückt zu machen, sondern wir müssen jedes Jahr das nehmen, was uns, ja, die Natur zur Verfügung stellt und dann müssen wir sehen, was wir da draus dann bereiten. 

Ansgar Galler: Wir sind aber beide, wie du schon gesagt hast, wir sind halt beide in der Landwirtschaft großgeworden als Kinder, ja. Also von daher kennt man die Jahreszeiten auch anders und weiß auch mit der Natur anders da umzugehen und hat einen ganz anderen Bezug, wenn man als Kind da reinwächst, als wenn man nur jetzt in der Stadt groß wird. Und, ja, also da ist schon ein Unterschied da auf jeden Fall.

Klaus Reichert: Im Podcast geht es ja auch immer darum, vom Zuhören ins Machen zu kommen und wenn ich mir euren Betrieb anschaue, wenn ich sehe, was ihr so alles macht, wenn ich das nochmal reflektiere, was ihr grade erzählt habt, dann seid ihr Profis an vielen Stellen. Ihr seid ein kleiner Betrieb, ein Familienbetrieb, ja, das darf man nicht vergessen, das vergisst man sehr schnell, wenn man da mal drauf guckt und sieht, was ihr so alles da in die Welt reinbringt. Also das ist nicht ganz einfach, sowas zu stemmen, das verstehe ich schon. Aber wenn ihr jetzt jemand anderem Tipps geben würdet, wie man sozusagen vom Zuhören ins Machen kommen kann bei dem Thema Umstellung auf Bio-Wein, PiWi, vielleicht auch Marketing in so einem kleinen Unternehmen, was sind denn da so die zentralen Learnings, die ihr weitergeben würdet?

Ansgar Galler: Vieles ist ja einfach auch, durch das Lernen immer wieder experimentieren und die Handschrift jedes einzelnen Winzers ist ja ganz, ganz deutlich. Sicherlich, wie gesagt, es sind Winzerkollegen da, die fragen Dinge nach, welche Erfahrungen hast du damit, so und so oder kellertechnisch, aber im Endeffekt ist es ja auch wirklich so, überall wo Galler draufsteht, ist Galler drin. Also ist meine Handschrift, wann habe ich die Trauben geerntet, wie habe ich die Trauben verarbeitet, wie wurde der Wein hergestellt und welche Geschmacksknospen habe ich. Also das ist bei jedem Handwerk so, ja. Also du kannst ja zehn verschiedene Brote von zehn verschiedenen Bäckern kaufen und alle zehn schmecken unterschiedlich, das ist ganz klar und so ist es natürlich hier auch bei uns auch in dem Handwerk so. Deswegen kann man allgemeine Ratschläge geben, wo ich sagen würde, okay, hör mal zu, die Rebsorte würde ich jetzt in den Boden nicht pflanzen, da habe ich die und die Erfahrung gemacht oder in diese Lage nicht, weil es da vielleicht frostgefährdet ist und so weiter. Also das sind schon Erfahrungen, die ich da weitergeben kann. Desweiteren ist es klar, wenn ich sage, okay, so und so habe ich jetzt die Trauben behandelt und das und das habe ich gemacht, aber wenn der andere das auch so macht, ob das dann genau das Ergebnis dann auch wiederspiegelt, das ist natürlich wieder ganz individuell unterschiedlich. Und da ist es ja einfach so, wie bei den anderen Weingütern auch, die einfach über Jahre, Jahrzehnte oder Generationen sich entwickelt haben und hier seinen Namen haben und für eine gewisse Qualität stehen, das fällt nicht einfach vom Himmel. Und du hast jedes Jahr immer nur einmal die Chance, was zu ändern. Du kannst nicht wie im Labor, ja, komm, Reagenzgläschen weg, setzen wir ein neues Ding an und gucken, das wir da in sechs Wochen wieder ein Ergebnis kriegen. Nein, du hast immer nur einmal die Chance, wieder was zu verändern, sei es draußen im Anbau, sei es dann in der Weinernte, das heißt, mit den Trauben, welche Verfahren man macht, immer nur einmal. Und wenn du 20 Jahre forschst und probst, dann sind mal 20 Jahre rum. Also wie gesagt, so einige Allgemeindinger kann ich weitergeben, aber vieles bedarf es, einfach wirklich selbst seinen Weg zu finden und selbst das auszuprobieren.

Katja Galler: Ja oder halt übertragen auf andere, ich glaube, die Frage war dahingehend noch weitergefasst, es ist ganz, ganz wichtig, eine Vision zu haben, einen roten Faden und ganz konsequent dahin zugehen, was man für eine Vision hat und die voller Inbrunst und dann kann das nur gut werden. Man muss das, was man sich für eine Vision gesetzt hat, für kämpfen. Manchmal tut es auch weh und dauert auch ein bisschen länger, aber man muss einfach da dran glauben, dass der Tag kommt, dass sich das durchsetzt.

Klaus Reichert: Katja, Ansgar, vielen Dank, dass ihr euch heute die Zeit genommen habt. Ich fand das jetzt richtig toll, ich glaube, wir haben alle viel gelernt und ich wünsche weiterhin viel Erfolg.

Ansgar Galler: Vielen, vielen Dank.

Katja Galler: Danke schön.

Ansgar Galler: Danke, tschau.

Klaus Reichert: Das war der Smart Innovation Podcast. Er wurde mit einem interessierten Publikum live aufgenommen. Vielen Dank fürs Dabeisein und Zuhören. Diese Episode gibt es auch zum Lesen, der direkte Link ist in den Shownotes. Noch kein Abonnent? Die Show ist überall zu finden, wo es Podcasts gibt. Weitere Informationen und meine Kontaktdaten sind bei klausreichert.de/podcast, dort gibt es auch eine Übersicht der nächsten Liveaufnahme-Termine. Ich bin Klaus Reichert und das war der Smart Innovation Podcast

Über

Dr. Klaus Reichert

Hallo, Klaus Reichert hier. Ich bin unabhängiger Berater und kreativer Business Coach mit Herzblut für Innovation und begleite Unternehmen mit viel Erfahrung und Kreativität beim Innovationsmanagement und Innovationsstrategie auf dem Weg von der Vision zu enkeltauglichen Leistungen. Mein Standort ist Baden-Württemberg, zwischen Karlsruhe und Bodensee.

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