Melanie Schlebach
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Melanie Schlebach über pragmatische Innovationsförderung für den Mittelstand

In dieser des Smart Innovation Podcast ist Melanie Schlebach meine Gesprächspartnerin. Wir unterhalten uns über Möglichkeiten der pragmatischen Innovationsförderung für mittelständische Unternehmen. KMU stehen vor großen Herausforderungen. Digitalisierung, Transformation, New Work, Covid-19 und sind große Treiber für die Veränderung in Organisationen. Eine Reihe Fördermöglichkeiten helfen, Innovation, Technologietransfer und gemeinsame Forschung und Entwicklung zu fördern.

Melanie Schlebach

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Melanie Schlebach ist eine der offiziellen Erstberaterinnen in Baden-Württemberg für Förderprogramme des Bundes und des Landes. Sie ist tätig bei der Schwäbisch Hall. Im Gespräch werden wir ausgewählte Förderprogramme kurz vorstellen und Tipps für erste Schritte geben.

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Transkript

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Melanie Schlebach: Letzten Endes geben die Geschäftsführungen erst einmal die Verantwortung an ihre Mitarbeitenden ab. Und ich muss dann eigentlich immer schmunzeln, wenn ich dann schon am Telefon höre: Naja, wir probieren das jetzt mal aus. Mal schauen, was daraus entsteht. Und mittlerweile ist der Erfahrungsschatz so groß, dass ich sagen kann: Da dürfen Sie sehr gespannt sein, weil in der Regel, ich sag mal, 98 % der Unternehmen, vielleicht sogar 99 % der Unternehmen sind sehr überrascht, was die Mitarbeitenden dann nachher leisten, wie engagiert und kreativ die auch bei der Sache dann nachher sind. Und das ist etwas, wo die Geschäftsführenden immer noch so ein bisschen zurückhaltend, vorsichtig sind: Naja, mal schauen, was da an Ergebnissen produziert wird. Und letzten Endes, ich sag dann immer, lasst doch mal den Mitarbeitenden einfach machen und schaut mal, was dabei rauskommt. Und der Überraschungseffekt ist dann am Ende doch meistens sehr groß.

Klaus Reichert: Die Geschäftsführung hat ja meistens auch keine Zeit.

Willkommen beim Smart Innovation Podcast! Mein Name ist Klaus Reichert. Ich bin Unternehmensberater und Businesscoach für Innovationen. Von Baden-Württemberg aus begleite ich zukunftsorientierte Unternehmer und Unternehmerinnen sowie ihre Teams remote. Im Smart Innovation Podcast spreche ich mit engagierten und kreativen Menschen über Innovationen, über Innovationsmanagement, Unternehmertum und Verantwortung, gerade im Kontext des Klimawandels. Es geht um innovative, agile Organisationen mit Vision, Dynamik und Energie, sowie den passenden Vorgehensweisen Neues auch enkeltauglich zu entwerfen. Ebenso geht es um wechselnde aktuelle Themen wie neue Geschäftsmodelle, nachhaltige Produkte und digitale Dienstleistungen. Bei den Live-Aufnahmen haben die Teilnehmenden Gelegenheit sich einzubringen, Fragen zu stellen und mitzureden. Neue Episoden erscheinen dann zum Wochenende. Die aktuellen Termine und alle bisherigen Folgen sind auf klausreichert.de/podcast. In jeder Folge gibt es ein kurzzeitig verfügbares Angebot. So wird Innovation für die Teilnehmenden lebendig und gleich umsetzbar. Der direkte Link zur Episode ist in den Shownotes. Dort gibt es auch weiterführende Informationen, Videos und ein Transkript.

Klaus Reichert: In dieser Episode geht es um Möglichkeiten der pragmatischen Innovationsförderung für mittelständische Unternehmen. Meine Gesprächspartnerin ist die Förderexpertin Melanie Schlebach von der Wirtschaftsförderung Landkreis Schwäbisch Hall. Willkommen, Frau Melanie Schlebach zum Podcast! Vielen Dank, dass Sie heute mit dabei sind.

Melanie Schlebach: Herzlichen Dank, Herr Reichert, für die Einladung.

Klaus Reichert: Wir sprechen heute über Förderprogramme für mittelständische Unternehmen, Innovationsförderungen, die gerade kleineren und mittleren Unternehmen das Leben, das Arbeiten, das Produktmanagement, das Finden von Innovationen eben erleichtern sollen. Frau Schlebach ist Expertin für Förderprogramme und betreut einige direkt als erste Ansprechpartnerin in Baden-Württemberg.

Frau Schlebach, ich erlebe Sie immer sehr engagiert und kundenorientiert. Man hat den Eindruck, es macht Ihnen Freude, Unternehmen zu helfen und sie ein Stück weit voranzubringen.

Melanie Schlebach: Ja, natürlich. Das ist ja das Herzstück einer jeden Wirtschaftsförderung, dass wir die Unternehmen unterstützen, wo es nur geht. Und dann gehört das natürlich auch dazu, sie zu beraten, was Förderprogramme betrifft, oder dann ganz konkret in einzelne Förderprogramme auch hineinzubringen. Also, wenn ich da jetzt nicht mit Herzblut dabei wäre, wäre ich, glaube ich, ein bisschen fehl am Platze.

Klaus Reichert: Wie kamen Sie denn an die Beratung von Förderungen?

Melanie Schlebach: Ja gut, als Wirtschaftsförderung müssen wir auch immer wieder schauen, was gibt es denn auf dem Markt? Ich sage immer, es liegt sehr viel Geld auf der Straße, man muss nur wissen, in welche Straße man abbiegen muss und dann, was man dazu tun muss, dass man dann auch dieses Geld in die Hand nehmen kann. Wir als Wirtschaftsförderung vom Landkreis Schwäbisch Hall haben jetzt dieses Jahr unser 25-jähriges Bestehen und nennen uns hier auch Pioniere. Das heißt, wir schauen, wo ist das Geld, und versuchen das dann eben an die Betriebe zu bringen, sei es aus der Landwirtschaft oder eben aus dem wirtschaftlichen Bereich, in den unterschiedlichsten Themen, sei es Energie, sei es Digitalisierung, sei es Fachkräftegewinnung. Also da sind wir sehr breit aufgestellt.

Klaus Reichert: Sie sind jetzt zwar im Landkreis Schwäbisch Hall und da gibt’s natürlich auch einiges, was Sie direkt betrifft, aber Sie sind natürlich auch für einige Beratungs- oder Förderprogramme zuständig für ganz Baden-Württemberg.

Melanie Schlebach: Genau! Das ist in dem Fall das Programm das Bundesförderprogramm unternehmensWert:Mensch und unternehmensWert:Mensch plus. Hier bin ich Anlaufstelle neben zwei anderen Kollegen und Kolleginnen für die Unternehmen, die Interesse haben, dieses Förderprogramm in Anspruch zu nehmen.

Klaus Reichert: Ich sag‘s deswegen, ich möchte nicht, dass quasi alle außerhalb von dem Landkreis Schwäbisch Hall jetzt gleich abschalten und weggehen. Also es ist für alle was dabei, sagen wir es mal so. Unter anderem, weil dieses Programm auch bundesweit eben funktioniert.

Melanie Schlebach: Ganz genau! Das ist bundesweit aufgestellt und in jedem Bundesland gibt es sogenannte Erstberatungsstellen, die die ersten Ansprechpersonen sind, um dieses Förderprogramm eben durchführen zu können.

Klaus Reichert: Da sind wir schon gleich bei einem guten Punkt. Warum kommen denn Unternehmen zu Ihnen zur Erstberatungsstelle? Was suchen diese Unternehmen denn im Normalfall?

Melanie Schlebach: Jedes Unternehmen beschäftigt sich mehr oder weniger jetzt schon mal mit dem Thema der Digitalisierung. Das hat sicherlich die Corona-Krise noch mal ein bisschen verstärkt. Da ist man natürlich auf der Suche, wie kann ich das umsetzen. Auf der einen Seite geht es um die Ausstattung mit den Tools, mit Soft- und Hardware, auf der anderen Seite geht es natürlich darum, die Prozesse entsprechend auch anzupassen, die Mitarbeitenden mitzunehmen. Und hier ist unternehmensWert:Mensch plus ein ideales Programm, so dass ich die Mitarbeitenden mitnehme, sogar, dass die selber auch die Lösungen entwickeln und ich noch eine Methode an die Hand bekomme, wie ich mich zukünftig bei der Entwicklung von Innovationen noch verstärkt mit den Mitarbeitenden zusammen aufstellen kann.

Klaus Reichert: Also ein ziemlich breit angelegtes Programm. Ich kenne es selbst, ich bin für das Programm autorisiert. Ich kann das nur unterschreiben, was Sie gerade gesagt haben. Da wäre es aber gerade auch ganz sinnvoll, weil ja viele Unternehmen dann auch die Angst davor haben, vor einem Förderprogramm, vielleicht auch mal zu sehen, wie so eine Erstberatung abläuft. Brauche ich dafür viel Vorbereitung? Dauert das dann sehr lange? Wie läuft das dann ab, wenn Sie diese Erstberatung machen?

Melanie Schlebach: Man muss dazu sagen, dass dieses Förderprogramm unternehmensWert:Mensch plus anders funktioniert als die meisten anderen Förderprogramme. Wenn ich ein Förderprogramm in Anspruch nehmen möchte, stelle ich zunächst einen Antrag und warte, bis die Bewilligungsbehörde mir diesen Antrag bewilligt, und dann lege ich mit der Maßnahme los. Bei unternehmensWert:Mensch plus hat sich das Verfahren gedreht. Das heißt, ein interessiertes Unternehmen nimmt Kontakt mit der Erstberatungsstelle auf, wir prüfen dann mal schon vorab die Fördervoraussetzungen, ob diese erfüllt sind. Wenn diese erfüllt sind, geht’s dann schon in eine Terminierung des Erstberatungsgesprächs, das so eine Stunde etwa dauert. In diesem Gespräch analysieren wir: Welche Möglichkeiten der Digitalisierung gibt es im Unternehmen? Wie läuft das Ganze ab? Dann ist natürlich noch ein bisschen Bürokratie zu erledigen mit einem Erstberatungsprotokoll, der De-minimis-Erklärung und der KMU-Selbsterklärung, wo aber schon viel im Vorfeld erledigt werden kann. Und dann wird sofort der Beratungsscheck ausgestellt, was rein rechtlich gesehen einem vorzeitigen Maßnahmenbeginn gleichkommt. Und das Unternehmen kann sofort starten, in die Umsetzung gehen und mit ihrem Lern- und Experimentierraum als Methode beginnen.

Klaus Reichert: Das heißt also, es gibt sehr niederschwellige Förderprogramme, vor denen man keine Angst haben muss?

Melanie Schlebach: Man muss definitiv keine Angst haben. Natürlich kommt am Ende ein bisschen Papier zusammen, ohne Papier geht es dann doch nicht, weil ich dann noch ein bisschen einen Antrag stellen muss und Verwendungsnachweis natürlich erbringen muss. Aber es ist trotzdem denkbar einfach und einfach sehr pragmatisch, um dann wieder bei dem Titel auch des Podcasts zu bleiben, pragmatische Lösung, um eben gleich in die Umsetzung gehen zu können und nicht noch lang warten zu müssen: Krieg ich denn jetzt eine Bewilligung? Kann ich jetzt anfangen? Meistens ist es ja so, wenn man sich was vorgenommen hat, dann möchte man eigentlich auch gleich starten damit. Und das ist in diesem Falle mit diesem Förderprogramm auch sehr gut möglich.

Klaus Reichert: Wir müssen natürlich aufpassen, dass wir jetzt nicht verschiedene Förderungen zu sehr verwechseln miteinander, da gehen wir auch gleich nochmal drauf ein. Es gibt eine Reihe anderer Programme. Und man muss auch dazusagen, es gibt natürlich sehr, sehr viele Programme, wenn man gerade bei sehr komplexen Aufgaben einsteigen möchte mit Innovationsförderung, dann braucht man schon ein bisschen mehr als eben nur ein kurzes Gespräch von ein, zwei Stunden. Aber das wollen wir heute nicht angehen, sondern wir wollen diese niederschwelligen Angebote eben ansprechen. Ein Teil davon ist ja auch, dass Sie zumindest bei den unternehmensWert:Mensch plus Erstberatungsgesprächen diese Termine per Zoom anbieten. Das heißt, ich muss jetzt nicht vom Bodensee zum Beispiel zu Ihnen in die Gegend von Schwäbisch Hall fahren.

Melanie Schlebach: Genau! Das ist richtig. Das wäre ja auch irgendwie komisch, wenn wir über ein Digitalisierungs-Förderprogramm sprechen und selber nicht digital unterwegs sind. Jetzt in Corona-Zeiten wäre es sowieso schlecht möglich gewesen aufgrund der Kontaktbeschränkungen. Aber ich habe das von Anfang an per Zoom Video-Call angeboten, dass jeder letzten Endes dieses Erstberatungsgespräch ohne weite Anreise führen kann. Und dann geht es halt einfach, ja, gewisse Dinge müssen noch per Post geschickt werden, aber viel wird dann auch noch per E-Mail erledigt. Also da sind wir ganz digital, gut aufgestellt.

Klaus Reichert: Toll! Ich weiß noch, wie ich das zum ersten Mal gesehen habe, da war ich ganz beeindruckt, weil es wirkte sehr unbürokratisch.

Melanie Schlebach: Richtig! Ich versuche, viel Vorarbeit für die Unternehmen abzunehmen. Das heißt, ich frage einfach gewisse Kennzahlen ab, die wir eben für die Formulare noch benötigen, bereite das entsprechend vor. Und alles andere passiert während des Erstberatungsgesprächs und damit ist das Ganze dann schon erledigt erst einmal.

Klaus Reichert: Sie bekommen ja sehr viele Unternehmen mit, Sie bekommen viele Anfragen, Sie merken dann vielleicht auch irgendwann mal, Mensch, das passt vielleicht nicht so das Förderprogramm. Haben Sie da schon vielleicht so eine Art Bauchgefühl, wo Sie gleich sagen, Mensch, da wird wahrscheinlich was Gutes bei rauskommen oder was Spannendes bei rauskommen? Wenn Sie so zurückblicken, wie gut war Ihr Bauchgefühl in so einem Fall?

Melanie Schlebach: Ja, eigentlich immer richtig. Also am Anfang wussten wir selber natürlich noch nicht, als das Programm 2017 gestartet ist, wie das Ganze tatsächlich von den Unternehmen angenommen wird und wie es in den Unternehmen funktioniert. Weil letzten Endes geben die Geschäftsführungen erst einmal die Verantwortung an ihre Mitarbeitenden ab. Und ich muss dann eigentlich immer schmunzeln, wenn ich dann schon am Telefon höre: Naja, wir probieren das jetzt mal aus. Mal schauen, was daraus entsteht. Und mittlerweile ist der Erfahrungsschatz so groß, dass ich sagen kann: Da dürfen Sie sehr gespannt sein, weil in der Regel, ich sag mal, 98 % der Unternehmen, vielleicht sogar 99 % der Unternehmen sind sehr überrascht, was die Mitarbeitenden dann nachher leisten, wie engagiert und kreativ die auch bei der Sache dann nachher sind. Und das ist etwas, wo die Geschäftsführenden immer noch so ein bisschen zurückhaltend, vorsichtig sind: Naja, mal schauen, was da an Ergebnissen produziert wird. Und letzten Endes, ich sag dann immer, lasst doch mal den Mitarbeitenden einfach machen und schaut mal, was dabei rauskommt. Und der Überraschungseffekt ist dann am Ende doch meistens sehr groß.

Melanie Schlebach: Und die Geschäftsführung hat ja meistens auch keine Zeit.

Klaus Reichert: Ja, das ist ja jetzt das Problem so ein bisschen auch. Die Geschäftsführung ist gefordert, etwas zu machen, innovative neue Wege zu finden fürs Unternehmen, die Digitalisierung voranzubringen, um auch im Wettbewerb mithalten zu können. Teilweise fordern auch Kunden digitale Lösungen auch schon ein. Und damit ich diese nicht verliere, muss ich sie natürlich für meinen Betrieb umsetzen können. Es ist immer schlecht, solche Umwandlungsprozesse dann ohne die Mitarbeitenden umzusetzen. Denn dann ist es wieder von oben herab und der kleine Mitarbeiter muss dann gucken, wie er es irgendwie in den Alltag umgesetzt bekommt. Und gerade bei der Digitalisierung oder bei solchen richtigen Innovationsprozessen ist es wichtig, die Mitarbeitenden von Anfang an mitzunehmen. Und das geht eben mit dieser Methode des Lern- und Experimentierraums, sodass dann auch eine viel höhere Akzeptanz und auch eine viel höhere Umsetzungswahrscheinlichkeit gegeben ist in den Unternehmen.

Klaus Reichert: Das kann ich nur bestätigen. Auch dieses Wechselspiel zwischen selber machen dürfen und dann auch mit der Geschäftsleitung die Ergebnisse und weiteren Ziele dann abzustimmen, und zwar verbindlich abzustimmen, das bringt schon schrittweise Ergebnisse. Und das Schöne ist, es passiert ganz automatisch die Einführung eines agilen Arbeitsstils, ohne dass wir da groß was dafür lernen müssen.

Sie haben jetzt gerade Digitalisierung angesprochen. Es gibt natürlich auch eine Reihe anderer Förderprogramme, die Sie beraten. Können Sie da gerade eine kurze Übersicht geben bitte?

Melanie Schlebach: Ja, also wir reden ja auch von niederschwelligen Angeboten. Und wer sich erst mal an dieses Thema herantasten möchte und nicht so recht weiß, wo er ansetzen soll, dem empfehle ich von der RKW Baden-Württemberg den Unternehmens-Check Digitalisierung, der völlig kostenfrei ist. Da kommt dann ein Mitarbeiter der RKW ins Unternehmen, macht einen Rundgang, führt ein Gespräch mittels einer Checkliste, um zu schauen, wo sind denn Ansatzpunkte für die Digitalisierung, für Innovationen? Welche Dinge sollten als nächstes angegangen werden? Welche Schritte sind hier zu empfehlen? Man kann auch sich selbst mit dem ganzen Thema auseinandersetzen. Da bietet die INQA Initiative „Neue Qualität der Arbeit“ einen Selbst-Check an, die Potenzialanalyse 4.0, aufgeteilt in verschiedenste Kapitel, wo man einfach mal schauen kann, wie gut bin ich denn in den einzelnen Bereichen 4.0 aufgestellt, und bekommt auch gleich ein paar Tipps und Hinweise, wie man vielleicht die einzelnen Dinge angehen kann. Dann reden wir natürlich von der Ausstattung. Das ist natürlich ein ganz, ganz wichtiges Feld und sehr attraktiv für die Unternehmen. Und hier empfehle ich, sehr schnell noch die Digitalisierungsprämie Plus zu beantragen beim Land Baden-Württemberg. Denn ich habe gehört, dass dieser Fördertopf schon nahe an der Ausschöpfung angelangt ist, zumindest, (unv. #00:15:24.2# wenn?) man es jetzt vorgesehen hat. Wir haben das schon öfters gehabt, dann gab‘s eine Pause und dann wurde es nochmal neu aufgelegt. Aber jetzt aktuell in dieser Förderzeit scheint der Topf schon sehr gut genutzt zu sein. Mit der Digitalisierungsprämie Plus kann ich eben Hard- und Software und gegebenenfalls Schulungen der Mitarbeitenden fördern lassen, entweder mit einer Zuschussvariante oder einer Darlehensvariante. Bei der Zuschussvariante erfolgt der Antrag direkt bei der L-Bank, bei der Darlehensvariante erfolgt der Antrag über die Hausbank.

Es gibt da auch noch ein Bundesprogramm, das nennt sich „Digital Jetzt“, das genauso die Ausstattung fördert. Allerdings gleicht das Ganze einem Lottospiel, ob ich dann in Genuss dieser Förderung komme. Es wird einmal im Monat ausgelost, wer einen Antrag stellen darf. Also man muss sich einmalig registrieren, dann wird einmal im Monat ausgelost, dann darf ich einen Antrag stellen und dann eventuell kriege ich einen Bewilligungsbescheid, dass ich hier eine Förderung bekomme. Deshalb sage ich immer: Bitte, solange es noch geht, die Digitalisierungsprämie Plus nutzen. Einfacher geht es nicht, um hier an Fördermittel für die Ausstattung der IKT zu kommen. Es gibt da natürlich auch noch weitere Beratungsprogramme vom Bund wie das „go-digital“ oder das „go-inno“. Da einfach auf die Internetseiten entsprechend dann gehen: innovation-beratung-foerderung.de. Muss man auch immer erst einen Antrag stellen, teilweise mit dem Berater zusammen, um dann eine Beratung zu bekommen bei Produkt- und technischen Verfahrensinnovationen oder der IT-Sicherheit, digitale Markterschließung oder digitale Geschäftsprozesse. Dann haben wir noch ein spannendes Angebot vom Land Baden-Württemberg, nämlich das Industrie 4.0 Scouting. Hier können auch größere Unternehmen mit bis zu 2500 Beschäftigten davon profitieren. Das heißt, je nach Thema kommt ein Berater, ein Experte ins Haus mit bis zu sechs Tagen. Und die maximalen Kosten für das Unternehmen betragen 3000 Euro, um einfach eine neutrale Fachexpertise zu bekommen zu einem bestimmten Industrie 4.0 Thema. Dann geht es eben auch noch darum, die Mitarbeitenden fit zu machen. Da bietet die Agentur für Arbeit entsprechende Fördermöglichkeiten mit dem Qualifizierungschancengesetz. Da bietet sich es an, einfach das Gespräch mit dem entsprechenden Agentur-Mitarbeitenden zu suchen, weil das dann immer eine Einzelfallprüfung ist, wie hoch die Förderung ausfallen kann. Aber das ist auf jeden Fall zu empfehlen, weil die Mitarbeitenden müssen natürlich mit dem technischen Fortschritt mithalten können, die Arbeitsformen verändern sich, die Arbeitsaufgaben verändern sich. Und hier bietet die Agentur für Arbeit entsprechend Fördermöglichkeiten. Man kann das Ganze auch mit einem Darlehen sich noch finanzieren lassen im Land Baden-Württemberg, auch da wäre dann die Hausbank zuständig, die Weiterbildungsfinanzierung 4.0 ist hier eine Möglichkeit. Und last but not least, um dann wieder den Rahmen zu unternehmensWert:Mensch plus zu schließen, eben um die Beteiligung der Mitarbeitenden hier auszutesten. Im Sinne eines agilen Arbeitens, Arbeiten 4.0, bietet sich unternehmensWert:Mensch plus an, wo 80 % einer Begleitung dieser Umsetzung des Lern- und Experimentierraums gefördert werden. Man geht mit 12.000 Euro in Vorleistung und bekommt dann 9.600 Euro als Förderung wieder zurück. Das ist aber natürlich nicht der einzige Benefit, sondern hat engagierte und motivierte Mitarbeitende, die eine Digitalisierungslösung erarbeitet haben.

Klaus Reichert: Das war jetzt natürlich viel Information auf einmal. Ich kann alle beruhigen, wir werden die Links zu den einzelnen Programmen dann auf der Episoden-Webseite veröffentlichen zusammen mit einem Transkript auch von diesem Gespräch. Und der Link wird dazu in den Shownotes dann sein. Jetzt haben wir ja auch noch zum Beispiel bundesweite Programme wie KOINNO. Da passiert ein bisschen mehr. Wir haben aber auch BAFA-geförderte Unternehmensberatungen. Da bieten Sie ja auch Unterstützung beim richtigen Finden des Programmes an, wenn ich das richtig verstanden habe.

Melanie Schlebach: Genau! Das BAFA-Programm „Förderung unternehmerischen Know-hows“ ist eines, was ich eigentlich fast immer noch empfehle als Anschlussförderung beispielsweise. Wir haben jetzt den Schwerpunkt auf unternehmensWert:Mensch plus gelegt, es gibt aber noch das Mutterprogramm sozusagen, unternehmensWert:Mensch, wo es um Personalthemen geht. Und dann empfehle ich auch immer wieder dieses BAFA-Programm „Förderung unternehmerischen Know-hows“. Wir sind momentan leider so ein bisschen in einem Förderloch, muss man sagen. Das hat was mit den EU-Förderphasen zu tun. Die eine EU-Förderphase endet jetzt, die nächste hat theoretisch schon begonnen, aber ist noch nicht in der praktischen Umsetzung. Das heißt, momentan müssen wir abwarten, welche neue Förderprogramme jedenfalls von den Bundesländern als auch vom Bund aufgelegt werden. Da wird sich in den kommenden Monaten nochmal einiges tun und dann kann ich auch wieder noch mehr entsprechend empfehlen.

Klaus Reichert: Das heißt aber auch, es gibt immer wieder Veränderungen in diesem Programm, man muss da auf dem Laufenden bleiben. Das heißt, es ist ganz gut, wenn man sich natürlich im Internet informiert, wenn man zum Beispiel mit Ihnen Kontakt aufnimmt, wenn man auf Ihren Webseiten nachschaut. Aber es gibt auf der anderen Seite eben dadurch auch Möglichkeiten, über die Zeit hinweg verschiedene Programme im Grunde miteinander zu kombinieren. Weil man vielleicht das eine mal durchgemacht hat, dann gemerkt hat, dass andere Dinge noch wichtig wären, und man dafür das entsprechende aktuelle oder vielleicht ein neues Programm dann eben starten würde.

Melanie Schlebach: Ganz genau! Wenn wir es mal wieder konkret machen, unternehmensWert:Mensch plus, einen Digitalisierungsprozess anstoßen und gleichzeitig die Digitalisierungsprämie Plus – auch wieder ein Plus – beantragen, um dann auch entsprechend die technische Ausstattung dafür sich fördern zu lassen. Das wäre beispielsweise so ein typisches Konglomerat, eine typische Kombinationsmöglichkeit. Oder dann im Anschluss, das habe ich auch schon oft empfohlen, wenn man dann mal diese agile Form durchlebt hat und jetzt sind dann natürlich noch einige Dinge angestoßen, die man fortführen möchte, dass man dann beispielsweise mit „go-digital“ noch mal mit einem Berater zusammen weiter dran arbeitet. Weil dann kommen ja neue Themen wie beispielsweise die IT-Sicherheit, die man dann natürlich auch noch weiterverfolgen sollte.

Klaus Reichert: Kann man auch über die Agentur für Arbeit zum Beispiel dann Vertiefungen, Weiterbildung organisieren, die hilft, das agile Arbeiten zum Beispiel durch eine spezielle -Master-Ausbildung dann auch gefördert zu bekommen?

Melanie Schlebach: Wie gesagt, diese Förderungen von der Agentur für Arbeit sind immer personenbezogen und Einzelfall-Prüfungen unterlegen. Also ich kann jetzt nicht sagen, ich fördere jetzt durch die Agentur für Arbeit einfach mal auf einen Schlag eine Abteilung, die einfach hier jetzt sich so ein bisschen mit agilem Arbeiten auseinandersetzen muss. Aber wenn ich jemand, eine Person habe, deren Ausbildungsprofil nicht mehr zu den aktuellen Anforderungen passt, und ich sage, ich möchte den zum Scrum Master weiterbilden, dann gehe ich eben zu meinem entsprechenden Berater bei der Agentur für Arbeit, lass es prüfen, ob diese Person förderfähig ist und in welchem Umfang er vielleicht förderfähig ist und dann kann er eine zertifizierte Ausbildung entsprechend machen, die dann von der Agentur für Arbeit finanziell unterstützt wird. Finanzielle Unterstützung heißt in dem Fall natürlich, Übernahme der Weiterbildungskosten, aber auch der Ausfallkosten im Betrieb. Weil in dem Moment, wo der Mitarbeitende dann diese Qualifizierung macht, die meistens dann in den Arbeitszeiten erfolgt, fällt er dann ja vor Ort im Betrieb aus und dafür leistet die Agentur für Arbeit auch finanzielle Unterstützung.

Klaus Reichert: Das heißt also, es lohnt sich im Grunde immer darüber nachzudenken, wie etwas verbunden werden kann, wie verschiedene Programme verbunden werden können, zu recherchieren. Aber auch – und jetzt kommen wir natürlich zu einem Teil, der für den Podcast sehr wichtig ist, um vom eben Zuhören zum Machen zu kommen – eben Beratung zu suchen. Das heißt also, vor allem Unternehmen im Landkreis Schwäbisch Hall würden Sie sicher helfen, aber auch, wenn es darum geht, unternehmensWert:Mensch plus als Programm vielleicht anzunehmen, da sind Sie auch dann Ansprechpartnerin?

Melanie Schlebach: Definitiv! Selbst wenn man jetzt unternehmensWert:Mensch plus nicht von vornherein in Anspruch nehmen wollte, darf man sich gerne an mich wenden und ich versuche dann, durch den Förderdschungel ein bisschen zu führen und Licht ins Dunkel zu bringen, das Dickicht.

Klaus Reichert: Hört sich schön an. Das ist eine tolle Aufgabe. Es gibt natürlich auch noch andere Erstberatungsstellen in der Bundesrepublik. Wir werden einen Link dazu auch auf der Episoden-Webseite veröffentlichen, so dass man dann zum Beispiel schneller zu der idealen Stelle kommen kann, Erstberatungsstelle kommen kann.

Das war jetzt ein toller Überblick, Frau Schlebach. Gibt es vielleicht irgendwelche besonderen Geschichten, die Sie mit Unternehmen erlebt haben in den letzten Jahren im Zusammenhang mit Innovationsförderung?

Melanie Schlebach: Ein Beispiel kann ich sofort nennen, März 2020, als der Lockdown begonnen hat. Ich hatte vorher ein Unternehmen aus der Reisebranche, das unternehmensWert:Mensch plus durchgeführt hat. Und die waren auf der einen Seite natürlich zu Tode betrübt, weil sie Reisen stornieren mussten und viele Reisen wieder zurückabwickeln mussten, was nicht ganz einfach war. Auf der anderen Seite waren sie total happy, weil sie vorher im Lern- und Experimentierraum sich neue Dinge überlegt haben, wie sie zukünftig zusammenarbeiten. Sie haben eine Kollaborations-Software aufgestellt, sie haben neue Regeln aufgestellt, so dass sie von jetzt auf nachher tatsächlich alle ins Homeoffice gehen konnten und mit ihrer neuen Projektsoftware tatsächlich gemeinsam diese Reisen rückabwickeln konnten. Das wäre sonst nicht möglich gewesen. Sie hätten sich eigentlich im Büro treffen müssen, was aber eigentlich nicht mehr möglich war durch den ersten Lockdown. Und so waren sie perfekt digital aufgestellt, um das Ganze umzusetzen, die ganzen Reisen, diesen Lockdown letzten Endes zu bewältigen. Ich meine, von der finanziellen Seite natürlich abgesehen, aber rein organisatorisch vom Projektmanagement waren sie in der Lage, mit dem Lockdown trotzdem ihre Arbeit zu leisten. Das ist eigentlich das beste Beispiel, wie schnell man dann auch profitieren kann von den Lösungen, die man gemeinsam entwickelt hat.

Klaus Reichert: Das hört sich wirklich beeindruckend an. Zur rechten Zeit am rechten Ort, das ist sehr, sehr häufig sehr wichtig.

Melanie Schlebach: Genau! Man sollte auch die Dinge annehmen, die einem so über den Weg laufen. Das hat meistens einen guten Sinn, warum einem das ein oder andere begegnet auf dem Weg. Also auch, wenn die Hörer und Hörerinnen heute diesen Podcast hören, vielleicht einfach mal überlegen, warum sie jetzt diesen Podcast hören und vielleicht dann einfach auch reagieren und mal sagen: Schaue ich mir das Ganze doch mal an.

Klaus Reichert: Ich habe mir auch gedacht in dem Zusammenhang eben ein ganz einfaches, schnelles Erstgespräch anzubieten, um mal kurz Ideen einfach durchzugehen und dann einfach auch sehen zu können, in welche Richtung sowas gehen kann. Der Link dazu ist dann auch auf der Seite. Frau Schlebach, ich fand das spannend. Habe ich vergessen, was zu fragen im Zusammenhang von Innovationsförderung für mittelständische Unternehmen?

Melanie Schlebach: Vergessen, würde ich jetzt nicht sagen, aber ich möchte einfach den Unternehmen noch was mitgeben. Weil Innovation hört sich aus meiner Sicht immer sehr hoch an, dass man da ein sehr hohes Hindernis überspringen müsste. Ich sage, alles beginnt mit einem ersten kleinen Schritt. Weil wenn wir über Digitalisierung und Innovation sprechen, müssen wir erstmal anfangen, das Papier abzuschaffen. Das heißt, einfach nicht gleich auch ganz groß zu denken. Man darf groß denken, aber mit einem kleinen Schritt anfangen, zu sagen: Wo können wir als erstes Mal umsteigen auf digitale Software? Was braucht mein Kunde, was erwartet mein Kunde von mir? Was erwarten vielleicht auch meine Auszubildenden in der Zukunft? Die erwarten nämlich sehr viel, dass Sie digital aufgestellt sind als Unternehmen. Angefangen von einer guten Webseite hin über Mobile Devices, mobiles Arbeiten, flexibles Arbeiten, hin zu eben spezieller Software-Anwendungen. Deshalb, man darf natürlich groß denken, aber sollte einfach mal den ersten Schritt gehen. Und man muss jetzt nicht sagen: Oh Gott! Digitale Innovation. Boah! Viele denken da an künstliche Intelligenz, das ist so das erste Schlagwort, was dann gleich mitgeführt wird. Aber fangen Sie einfach erstmal mit einem ersten Schritt an, überlegen Sie sich: Was können Sie von Papier weg in die Digitalisierung bringen? Wo können Sie Prozesse effizienter gestalten, indem Sie auf digitale Systeme umstellen? Und dann kommt das KI-Thema ganz automatisch noch mit rein. Und so kommen Sie Stück um Stück weiter zum Thema des Innovationsmanagements.

Klaus Reichert: Danke schön, Frau Schlebach! Vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit genommen haben und beim Smart Innovation Podcast mit dabei waren.

Melanie Schlebach: Herzlichen Dank für Ihr Interesse!

Das war der Smart Innovation Podcast. Er wurde mit einem interessierten Publikum live aufgenommen. Vielen Dank fürs Dabeisein und Zuhören! Diese Episode gibt es auch zum Lesen. Der direkte Link ist in den Shownotes. Noch kein Abonnent? Die Show ist überall zu finden, wo es Podcasts gibt. Weitere Informationen zum Podcast und meine Kontaktdaten sind bei klausreichert.de/podcast. Dort gibt es auch eine Übersicht der nächsten Liveaufnahme-Termine. Ich bin Klaus Reichert und das war der Smart Innovation Podcast.

Über

Dr. Klaus Reichert

Hallo, Klaus Reichert hier. Ich bin unabhängiger Berater und kreativer Business Coach mit Herzblut für Innovation und begleite Unternehmen mit viel Erfahrung und Kreativität beim Innovationsmanagement und Innovationsstrategie auf dem Weg von der Vision zu enkeltauglichen Leistungen. Mein Standort ist Baden-Württemberg, zwischen Karlsruhe und Bodensee.

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