In dieser Episode des Smart Innovation Podcast ist Oliver Krüger von 163 Grad mein Gesprächspartner. Wir unterhalten uns über sein Vorgehen im Social Selling mit Youtube, Social Media & eCommerce im Bereich Elektromobilität.
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Oliver Krüger bietet Elektroauto Ladelösungen, vermittelt Ökostrom, ist Blogger und Youtuber in Hamburg.
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in dieser Episode erwähnt
- BMW i3 Wikipedia
- 7+1 Innovation: Von Wonder Bread, BMW i & Apple Newton lernen Buch
- Hotzenblitz Wikipedia
- GoPro Website
- Youtube Algorithmus
- Gespräch mit Robert Llewellyn von Fully Charged im The 2pt5 Podcast
- Lichtblick Website
- Jung bleiben im Kopf
- Fahrzeugbestand in Deutschland: 48 Mio. Autos (2021) KBA
- Tipping Point Popcorn163 Grad Wikipedia
- Innovationsdiffusionstheorie Wikipedia
vom Zuhören ins Machen kommen
Wir gehen hab ca. Min. 40 im Podcast auf die zentralen Punkte ein.
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Transkript
Das manuelle Transkript wurde erstellt durch Audiotyped.
Klaus Reichert: Mein Gast heute ist Oliver Krüger. Er bietet Elektroauto-Ladelösungen, vermittelt Ökostrom, ist Blogger und YouTuber, und fährt auch einen Street-Scooter – „Yeah!“ – für seine Transporte. Oliver Krüger kommt aus Hamburg. Moin Oliver! Hallo an die andere Seite der Republik!
Oliver Krüger: Moin Klaus! Grüß dich! Moin, moin, sagt man bei uns nicht. Der alte Witz, man sagt nur Moin.
Klaus Reichert: Moin, ja! Moin, moin ist irgendwie, das ist woanders, oder?
Oliver Krüger: Ein Wort zu viel.
Klaus Reichert: Ein Wort (unv. #00:02:17.7#) sehr gern habe.
Oliver Krüger: Das ist doch schön, dass man beides haben kann und dass man auch in einem Land so viele unterschiedliche Dialekte, Stimmungen und Mentalitäten hat. Ich finde das immer richtig spannend.
Klaus Reichert: Ja, ich finde das auch gut. Oliver, du bist Hamburger Jung, hast einen blauen Pulli, ein weißes Hemd. Du hast die Frisur eines lebenserfahrenen Menschen. Du bist jetzt nicht so der klass…
Oliver Krüger: Das ist ja ganz nett gesagt. Also ich kämme nicht mehr, ich creme nur noch ein.
Klaus Reichert: Ja genau! Du bist jetzt nicht so der klassische YouTuber.
Oliver Krüger: Nein.
Klaus Reichert: Aber trotzdem bist du ziemlich intensiv auf YouTube unterwegs. Du hast letztes Jahr ungefähr pro Woche ein Video gemacht, du hast etwas über 37.000 Follower auf YouTube, du nutzt das ziemlich intensiv für dein Geschäft.
Oliver Krüger: Mittlerweile ja. Als ich das angefangen habe, habe ich das nicht zwingend für mein Geschäft gemacht, sondern eher für die Elektromobilität. Aber jetzt kommt so langsam der Bogen hin, weil auch mein Geschäft sich dahin entwickelt hat.
Klaus Reichert: Lassen wir uns da gerade mal anfangen mit: Was war denn deine Motivation, mit dem Thema Elektromobilität überhaupt anzufangen? Was war da der Auslöser? Wir reden schon von einer Zeit vor mindestens sieben, acht Jahren.
Oliver Krüger: Na, ist noch etwas länger her. Also das erste Mal, dass ich mit Elektromobilität in Berührung gekommen bin, war tatsächlich, als ich mir einen Toyota Prius gekauft habe. Das war 2007. Dieses Auto musste ich mir beim Toyota-Händler erkämpfen, weil man mir als vermeintlich junger Mann dieses Auto nicht verkaufen wollte. Ich brauchte in Hamburg drei Händler, bis ich einen hatte, der mir das verkauft hat. Und das war so mein erster Kontakt zur Elektromobilität. Der Prius konnte so zwei, drei Kilometer elektrisch fahren, die Energie hat er sich aus dem Verbrennungsmotor besorgt sozusagen. Man kam also einmal um den Block damit. Aber es gab schon so Stellen, wenn ich so auf dem Weg nach Hause, von der Autobahnabfahrt zu mir nach Hause ist es leicht abschüssig, so vier, fünf Kilometer, drei, sagen wir mal, drei, vier Kilometer. Und da kannst du mit so einem Auto dann ohne Verbrennungsmotor schon dahin runterrollen nach Hause sozusagen. Und das fand ich toll 2007. Den Wagen habe ich bis 2009 gefahren und wollte dann den nächsten Schritt weiter, mehr davon, und das gab es nicht. Dann habe ich erst mal Pause gemacht. Dann habe ich 2013 den ersten Tesla an einer Ampel getroffen im Sommer, als es ihn in Deutschland noch nicht gab, stand er vor mir, weil Tesla hier in Hamburg eine Roadshow hatte, wo dieses Auto gezeigt wurde. Dann habe ich in dem Hotel angerufen und mir da noch schnell einen Termin besorgt und bin dann auf der Rückbank in einem Tesla mitgefahren. Und dann war es auch endgültig um mich geschehen. Also mir war das irgendwie schon mit diesem Prius 2007 klar, dass das mit der Elektromobilität ein ganz großes Ding sein wird. Es gab nur kein Produkt, es gab kein fertiges Auto. Und auf irgendwelchen Roadshows konntest du im Tesla Roadster mitfahren. Der eine hatte, das habe ich damals genutzt, ich bin in einem der Mini mitgefahren, die RWE hat mal Minis umbauen lassen, Mini Cooper. Da fehlten die Rücksitze, da waren die Batterien hinten drin, das Auto war gedrosselt, weil sonst die ganze Antriebsmechanik auseinanderflog durch das Drehmoment. Und die Dinger waren sauschnell. Es gibt glaube ich irgendwie 50 Stück von, die da auch nicht so in den freien Verkauf gegangen sind. Also mir war das schon damals klar, das ist alles super. Nur wo ist das Auto für mich? Weil die 100.000 Euro für den Tesla Model S hatte ich damals nicht und auch heute würde ich mir für 100.000 kein Auto vor die Tür stellen.
Klaus Reichert: Ja, da bin ich bei dir. Die Preise für diese Autos oder für Autos generell in dem höheren Segment muss man sich fragen, wie das alles bezahlt wird. Aber vieles ist Leasing und da stürzt du (unv. #00:05:51.2#) nicht so sehr.
Oliver Krüger: Ja klar. Aber auch das, wenn du heute so in ein Autohaus gehst, siehst du einmal BMW, Mercedes, das ist nicht die Telefonnummer, die da vorne dran steht, sondern das ist der Preis, und auch die Leasingraten, das ist schon irre. Aber das Geld scheint kein Thema zu sein, denn die Autos fahren da draußen rum. Also darüber brauchen wir glaube ich nicht zu reden.
Klaus Reichert: Ich bin so ein großer Fan von etwas kleineren Elektroautos, die sind immer mehr jetzt gerade auch einfach am Kommen, die dann auch diese Reichweiten haben, die man braucht, wenn man ernsthaft länger unterwegs ist. Also die Reichweiten reichen für fast alles aus. Nur wenn man eben ein bisschen beruflich mehr unterwegs ist, ist unser ID.3 eben jetzt gut ausgestattet, aber als Auto eigentlich schon zu groß, finde ich persönlich. Das heißt also, du hast dann das sehr früh erlebt für dich, du hast das gemerkt, dass das klasse ist. Ich meine, der Prius hatte einen kleinen Bildschirm, da konnte man dann auch sehen, wo, wie die Energie gerade fließt. Das fand ich auch immer toll. Warum aber, also weißt du, warum Elektro? Ich meine, das fuhr erst mal wie ein ganz normales Auto, und Tesla fährt auch wie ein ganz normales Auto, wenn man mal dringesessen ist und sich daran gewöhnt hat. Warum gerade Elektromobilität für dich?
Oliver Krüger: Ich finde, die Kerneigenschaft eines Autos ist das Fahren. Also wenn wir jetzt mal das ganze Image wegdenken, dass du eine bestimmte Marke fährst und ähnliches, es ist einfach erst mal ein Teil was dich von A nach B bringt. Und ich finde, dass ein Elektroauto ganz einfach deutlich besser fährt als ein mit Verbrennung angetriebenes Fahrzeug. Du hast dieses Drehmoment sofort am Fuß, du brauchst keine Schaltung, es ist eigentlich wie Autoscooter-Fahren, reinsetzen, Pedal durchdrücken. Nur mit dem Unterschied, dass der Wagen nicht rückwärtsfährt, wenn du das Lenkrad einmal rumdrehst. Aber eigentlich ist es für mich so das angenehmere Fahren. Und im Gegensatz dazu an der Ampel, die Rekuperation, dass du, wenn das Auto das mitmacht, das fast ohne Bremse fahren kannst. Und das macht Spaß. Du kommst dann zu einem anderen Fahrrhythmus. Ich vergleiche das immer mit Motorrad und Auto. Wenn du mal so, es gibt so Webcams vom Nürburgring, wo Touristenfahrten sind, wo die Leute sich da mit ihrem Passat Kombi ins Unglück stürzen und die Familienkutsche an die Leitplanke setzen. Und wenn du dir diese Videos anschaust, und dann sind da Aufnahmen bei, wo Motorräder und Autos zusammenfahren, dann merkst du, dass das Motorrad einen völlig anderen Rhythmus hat als das Auto. Das Motorrad bremst vor der Kurve viel, viel früher, da fährt das Auto quasi fast hinten rein, in der Kurve würde das Auto gerne überholen und am Kurvenausgang dreht der Motorradfahrer einmal am Hahn und ist er weg. Und dann ist erst mal wieder ein Abstand da bis zur nächsten Kurve, dort kommt das Auto wieder näher ran. Also die beiden verstehen sich nicht auf der Rennstrecke, weil sie einen Rhythmus haben. Mit dem Elektroauto hast du auch einen völlig anderen Rhythmus, ähnlich wie ein Motorradfahrer. Du gehst viel früher vom Gas an der Ampel, weil du den Strom wieder zurückhaben willst, und wenn die Ampel grün ist, bist du weg. Und das ist einfach so ein Rhythmus, an den gewöhnst du dich relativ schnell. Also ich fahre Elektroauto als allererstes, weil es einfach besser fährt. Punkt! Alle anderen Dinge wie zuhause aufladen und so das sind dann die Sahnehauben obendrauf und Umwelt. Aber der erste Punkt für mich war, es fährt einfach besser.
Klaus Reichert: Bin ich bei dir. Auch lange Zeit hat mich das immer gestört, dass ein normales Verbrenner-Auto, ein klassisches, nicht rekuperieren kann, dass quasi diese Bremsenergie in Wärme umgewandelt wird und verschwindet. Da freue ich mich jedes Mal drüber, wenn ich bremse, dass ich dann wieder zusätzliche Reichweite dadurch bekomme.
Oliver Krüger: Ja, auf jeden Fall! Der erste Tesla, den ich mir gekauft habe 2018, der war gebraucht aus Holland, der hatte glaube ich 140.000 Kilometer runter und hatte noch die ersten Scheiben und die erste Klötze. Und die waren noch gut. Also das zeig mir mal beim Verbrenner.
Klaus Reichert: Zu Hause laden ist natürlich auch eine schöne Sache. Also man hat das einfach einfach, man kriegt neuen Saft in den Tank, in Anführungszeichen, ohne dass man irgendwie was dafür tun muss. Das passiert einfach über Nacht. Das finde ich auch sehr, sehr bequem. Und so Sachen wie Standheizung im Winter und so ist natürlich extrem komfortabel.
Oliver Krüger: Genau!
Klaus Reichert: Außerdem fährt es sich ganz leise. Also wir haben schon einen Haufen Pro-Pluspunkte für ein Elektroauto gefunden. Jetzt bist du also früher Elektroauto-Fan und Fahrer und hast irgendwann aber auch angefangen Videos zu machen.
Oliver Krüger: Ich habe gesagt, nachdem ich den Prius 2009 verkauft habe, wollte ich weiter in dem Thema, gab‘s aber nichts. Und dann habe ich mir zugegeben einen Verbrenner gekauft wieder, mit dem ich all das rausgestoßen habe, was ich vorher die zwei Jahre mit dem Prius eingespart habe. Ein bisschen Spaß durfte das auch machen. Habe aber immer geguckt und habe auch so die Entstehungsgeschichte von Tesla verfolgt. Und mir war klar, das kommt irgendwann, aber es ist eben für dich nicht spruchreif. Und dann 2014 war für mich so ein Punkt, wo ich mich beruflich verändert habe, 2013, 2014 waren so sehr einschneidende Jahre für mich im Positiven. Und dann habe ich überlegt, elektrisch zu fahren. Also da war für mich der Wunsch da: Ich möchte gerne elektrisch fahren. Was gibt es denn am Markt? Da bin ich beim BMW i3 gelandet, der dann aber für die Aufgabe, also in ganz Norddeutschland unterwegs zu sein, mit einem 22 Kilowattstunden-Akku, (unv. #00:11:05.4# 29?) Kilometer Reichweite damals, und dann die Ladeinfrastruktur 2014, also das war nicht möglich. Aber diese Recherche, was kann der Wagen und könnte ich damit fahren oder nicht, die hat mich letztlich zu dem YouTube Kanal gebracht. Denn in meiner Recherche habe ich damals wenig Informationen gefunden, die mir hätten weiterhelfen können. Im Autohaus gab‘s auch keine, wie üblich, nach dem Motto, da steht er, nehmen sie ihn mit. Also wenn Sie was Ordentliches wollen, kaufen Sie sich einen Diesel. Insofern habe ich gedacht: Gut, wenn mir die Informationen fehlen, wie wäre es denn, wenn ich sie rausfinden würde, dann filme ich das und stelle es rein, mal sehen, wen es interessiert. Und so ist das Ganze eigentlich ins Rollen gekommen.
Klaus Reichert: Also eine neue Technik, was Neues auf dem Markt, Fragen, die du selbst hattest. Und dann auch noch, darf man nicht vergessen, ist vielleicht sogar der wichtigste Teil, dieses Wahrnehmen, dass andere vielleicht dieses Problem auch haben könnten, und dann was draus machen. Also dann tatsächlich auch ins Machen kommen.
Oliver Krüger: Ja, irgendwann kommst du ins Machen. Und das liegt auch daran, weil die etablierten Medien das ganze Thema überhaupt nicht unterstützt haben. Wo willst du denn deine Informationen herkriegen? Also ich behaupte jetzt einfach mal, ohne vorgreifen zu wollen, dass die allermeisten, die heute elektrisch fahren, mit den sozialen Medien, YouTube Videos und so weiter, von mir und meinen Kollegen dazu gekommen sind und so ihren Einstieg gefunden haben.
Klaus Reichert: Ja, bin ich vollständig bei dir. Also würde ich für mich auch so sagen. Wobei ich kann mich noch an den Hotzenblitz erinnern aus den 90ern.
Oliver Krüger: Oh ja! Das ist schon eine rollende Verzichtserklärung. Das ist ja kein Auto.
Klaus Reichert: Schon, aber das war, fand ich, der erste, der irgendwie nicht so gebastelt ausgeschaut hat, was so elektrisch war.
Oliver Krüger: Also vor den Leuten habe ich allergrößten Respekt, die in der Zeit da schon elektrisch gefahren sind und sich da durchgebissen haben. Das war aber nicht mein Anspruch. Also ich hätte es schon gerne ein bisschen normal, bequem. Ich sag mal, du bist in gewisser Weise ein bisschen verwöhnt von diesem Verbrennungsfahrzeug, dass du relativ sorglos von A nach B fahren kannst, entweder weil du das beruflich brauchst, weil du es privat möchtest oder weil du einfach diese Freiheit haben möchtest, das Auto steht vor der Tür und auch, wenn ich es jetzt nicht tue, ich könnte es. Das ist auch ein wichtiger Punkt, weshalb die Leute sich so ein Auto kaufen. Und ein bisschen was davon wollte ich auch beim Elektroauto sehen. Also der Unterschied sollte schon nicht zu groß sein, dass man sagt, ich habe zwar ein Auto, aber ich kann jetzt nicht kommen. Wenn ein Freund anruft und sagt, wollen wir uns treffen, muss ich sagen, du, ich kann jetzt nicht kommen, weil ich müsste dann jetzt noch zwei Stunden laden. Dann ist der andere schon im Bett. Also das ist so ein bisschen praxisfremd und darauf habe ich eigentlich gewartet, dass es was gibt, was praxistauglich ist. Was es im Moment auch reichlich gibt.
Klaus Reichert: Der Markt hat sich da komplett weiterentwickelt, ist ungeheuer vielfältig auch geworden. Und umso wichtiger ist auch, dann jemanden wie dich zu haben, der darüber informiert, der da Orientierung gibt, der das so macht, dass man es auch gerne versteht. Du bist so ein gewisser Erklärbär auch. Das ist etwas, was dir schon ziemlich liegt.
Oliver Krüger: Ja. Das kann ich gut. Also Dinge, so komplizierte Zusammenhänge relativ einfach so erklären, dass das jemand versteht, das kann ich ganz gut. Das konnte ich schon immer. Und insofern ist das vielleicht auch so ein bisschen mein Profil, ohne jetzt der Erklärbär werden zu wollen mit den Videos, aber das ist zumindest die Resonanz, die ich von den Zuschauern bekomme.
Klaus Reichert: Ich wollte es jetzt nicht negativ klingen lassen.
Oliver Krüger: Nein, nein, ist schon klar.
Klaus Reichert: Also ich finde das eine positive Eigenschaft, wenn man etwas wirklich gut wiedergeben kann auf eine einfache Art und Weise, so dass es im Grunde jeder, auch Einsteiger verstehen können, auch komplexe Sachen. Das wird gerne mal ein bisschen belächelt von den Leuten, die dann wirklich die Experten dafür sind. Aber wer es nicht schafft, von seiner Fachsprache runterzukommen auf eine normale Sprache, um mit normalen Menschen zu reden, der hat sowieso ein kleines Defizit, und das hast du eben nicht. Das finde ich bei dir nämlich auch echt spannend. Auch: Bei uns kommt doch Strom aus der Steckdose, wer hat sich denn mit Ampere und Kilowattstunden und sowas wirklich bisher ausgekannt? Und auch dieses Thema kW als Leistungsding für den Motor, gibt’s zwar auch schon irgendwie 30 Jahre, aber wir sagen trotzdem noch PS.
Oliver Krüger: Ich sage auch noch PS. Ich sag auch Gaspedal.
Klaus Reichert: Ja genau!
Oliver Krüger: Für mich ist das so.
Klaus Reichert: YouTube ging dann los.
Oliver Krüger: Ja.
Klaus Reichert: Da sammelt man auch so seine Erfahrungen damit und lebt sich so langsam ein. Es ist dann auch so, dass man das später alles wieder angucken kann, wenn man auf den jeweiligen YouTube Kanal kommt. YouTube war damals auch, naja, relativ neu, würde ich mal sagen. Nicht ganz, aber hatte …
Oliver Krüger: Nicht ganz, aber ging grad los. Mhm (bejahend).
Klaus Reichert: Dann hast du noch weitere Social-Media-Aktivitäten, die du dann angefangen hast oder du verbindet das auch miteinander. Ich würde jetzt YouTube einfach mal zu Social Media dazuzählen. Ist vielleicht nicht ganz so, aber irgendwie schon. Dann kam irgendwann der Punkt, wo du gesagt hast: Mensch, ich mach da jetzt auch irgendwie eine Karriere draus. Du bist auf der einen Seite YouTuber, aber auf der anderen Seite bist du auch Kaufmann.
Oliver Krüger: Ja.
Klaus Reichert: Wie kam diese Verbindung für dich zustande? Was ist da in deinem Kopf vorgegangen, um das anzufangen?
Oliver Krüger: Die Verbindung war naheliegend, weil ich mit meiner Firma seit 2014 als Handelsvertretung für Ökostrom unterwegs bin. Was für mich dann auch eine weitere Motivation war, dann auch mit Strom zu fahren. Also das Produkt, was ich selber verkaufe, quasi selber zu nutzen. YouTube war für mich erst mal so reine Hilfestellung zu dieser Auswahl: Wie komme ich zu einem Auto? Was können die heute? Kann man tatsächlich elektrisch fahren oder nicht? Es war noch gar nicht so am Anfang mit dem Bogen zu sagen, dann komm doch zu mir. Das ergab sich erst später, dass meine Kunden, die was mit Strom zu tun oder wo ich etwas mit Strom zu tun hatte, dann auch ein Elektroauto kauften und sagten: Du, sag mal, wie lade ich das denn auf? Beziehungsweise Zuschauer sagten, wenn du dich so gut auskennst, habe ich die und die Frage an dich. Und so kam es dann eigentlich, dass ich mit dem Thema Ladeinfrastruktur angefangen habe. Das war 2017, also auch deutlich nach dem Start des YouTube Kanals und nach dem Start der Handelsvertretung, das war beides 2014.
Klaus Reichert: Dann hast du also den YouTuber-Status sozusagen, okay, das ist da vielleicht noch eher so ein bisschen nebenhergelaufen. Man darf nicht vergessen, dass das relativ viel Arbeit ist, so ein YouTube Video zu machen, auch wenn man mittlerweile sehr viel technische Unterstützung bekommen kann, die Kameras da sind, die Mikrofone ausgereift sind und sowas, eine GoPro auch jetzt nicht mehr so wahnsinnig viel kostet, aber eben auch diese Kaufmannstätigkeit aufgenommen. Du bist nicht direkt im Rampenlicht schon vorher gewesen, aber du bist es gewohnt, mit Menschen umzugehen. Wie war das für dich, zum ersten Mal dann überhaupt vor der Kamera zu stehen und dich zu sehen und dich aufgenommen zu hören?
Oliver Krüger: Also mich vor der Kamera mich aufgenommen zu sehen und aufgenommen zu hören, damit habe ich kein Problem, das ist mir davor schon ein paar Mal begegnet. Das, was für mich neu war und woran man sich wirklich gewöhnen muss, ist, sich selber zu filmen, weil du das als YouTuber sehr häufig alleine machst. Also wenn man sich das anschauen würde, würde man wahrscheinlich denken, der dreht jetzt komplett durch. Dass du halt, habe ich heute am Tesla Supercharger wieder gemacht, da aussteigst, ein Kamerastativ ausstellst, dann gucken die anderen schon, was ist denn mit dem los jetzt. Dann stellst du dich dahin und erzählst was in die Kamera vor deinem Auto und diesem Supercharger. Das sieht völlig bekloppt aus. Und das widerspricht auch dem, was man so mit der guten Kinderstube mitbekommen hat. Und über den Schatten musst du rüber springen. Das ist so das erste eigentlich, das erste Erlebnis.
Klaus Reichert: Auch wenn man zum Beispiel die Kamera direkt vor sich hält, was man mit einer kleinen Kamera machen kann, sieht das auch erst mal komisch aus für die meisten Leute. Überhaupt, viele Leute wollen zum Beispiel selber gar nicht gefilmt werden und die gehen dann vielleicht aus dem Bild raus. Das heißt also, du hast diese Sachen aber dann immer auch dabei, so dass du schnell mal was drehen kannst?
Oliver Krüger: Nicht immer. Also ich bin im Moment dabei, das Ganze so ein bisschen zu verändern. Können wir auch mal drüber sprechen. Also bei YouTube musst du dich eigentlich immer anpassen und auch neuerfinden. Und auch in Sachen Elektromobilität, du sagtest vorhin, dass der Zustrom an neuen Fahrzeugen enorm ist in den letzten Monaten und Jahren. Und genauso ist es auch der Zustrom an YouTubern und Kanälen, die eben Fahrzeuge vorstellen. Das ist also irgendwann dann auch schwierig, sich dort zu behaupten. Da musst du ab und zu mal dein Profil schärfen, verändern. Und insofern, ich überlege mir im Moment eher, ich habe also die Kamera häufig mit, nicht immer, aber ich überlege mir vorher eben Themen oder sagen wir mal besser Geschichten, die ich dann in einem Video bringen möchte. Ich bin keiner, der nun sagt, ich glaube an diesen YouTube Algorithmus und muss jeden Donnerstag ein Video hochladen. Das siehst du bei einigen, die haben dann keinen Inhalt, aber es ist Donnerstag, und dann kommen da ganz komische Videos bei raus. Ich pule mir einen Aufkleber vom Auto ab oder ich mach dieses oder jenes und labere eine halbe Stunde in die Kamera, um die Sponsoren unterzubringen. Das mache ich nicht. Sondern ich muss ehrlich sagen, ich gucke gerne YouTube, aber mich nervt auch Social Media. Können wir auch gleich drüber reden. Und insofern, weil ich mich selber auch häufig belästigt fühle davon, möchte ich meine Zuschauer nicht über Gebühr belästigen oder die Zeit klauen. Also nur dann, wenn ich auch wirklich was habe, dann mache ich ein Video.
Klaus Reichert: Hört sich nach einem hohen Qualitätsanspruch an.
Oliver Krüger: Es ist schön, dass jeder heute alles machen kann, aber ich habe neulich mal gelesen, ich glaube, pro Sekunde wird bei YouTube mehr als ein Tag Videomaterial hochgeladen. Wer soll das alles gucken? Und jeder verstopft den Kanal sozusagen. Du hast nur 24 Stunden, davon hast du eine gewisse Zeiteinteilung, schlafen, essen, trinken, mit der Familie, also die Zeit ist begrenzt und jeder buhlt um deine Aufmerksamkeit. Wenn ich so bei meinen Kindern, die sind 14 und 18, sehe, wie viel die vor diesen Geräten sitzen und wie sehr sie auch darauf reagieren, wenn irgendjemand bei Snapchat oder TikTok oder so irgendwas postet, wie sehr sie sich aus ihrer jetzigen Zeiteinteilung rausreißen lassen, um sich jetzt das anzugucken. Und wenn es nur zehn Sekunden sind, aber ist erst mal ein Break da. Sowas hasse ich. Und das möchte ich auch meinen Zuschauern nicht zumuten. Deshalb mache ich das sehr dosiert.
Klaus Reichert: Kann ich sehr gut verstehen. Du hast grad gesagt, ein Tag hat nur 24 Stunden. Was ich selbst bei YouTube aus meinem eigenen Verhalten feststelle oder auch bei dann anderen, die es etwas ernsthafter nutzen, ist, YouTube ist immer dann sehr, sehr präsent mit einem Thema, wenn ich recherchiere zu diesem Thema. Also vor einem Autokauf, vor dem Kauf eines neuen Gerätes, wird YouTube immer mehr, und ist auch inhaltlich schon mittlerweile ganz gut drauf eingestellt, wie so eine Art Kaufhaus. Das heißt also, du hast wie so eine Art Beratungsgespräch durch die 1 bis x YouTube Videos, die du vorher guckst zum Thema, um dann vielleicht sogar innerhalb von YouTube gleich zu kaufen oder zumindest den Kauf zu initiieren. Einen Link zu klicken, der meistens zu Amazon geht mit irgendwelchen Affiliate-Links. Das finde ich ein ganz, ganz spannendes Phänomen, vor allem, weil es dazu führt, dass man zumindest, wenn man vielleicht da auch nicht gleich kauft, aber im Verkaufsgespräch dann, zum Beispiel im Autohaus, schon ungeheuer informiert ist zu diesem Thema. Und dann, wenn das Thema aber vorbei ist, so ist es zumindest bei mir, dann gucke ich auch keine Auto-Videos mehr oder keine neuen iPhone Videos oder was es da so alles gibt, dann sind andere Themen dran. Insofern finde ich, es passt schon ganz gut, also jeder findet so seine Nische da in dem Thema. Und wenn es dann spannende Themen sind, dann werden die in dem Moment abgerufen. Du hast auch schon gesagt hat, dass du dich da weiterentwickeln möchtest. Ich würde da gerne am Ende unseres Gesprächs nochmal darauf zurückkommen. Jetzt sagst du auch noch, Social Media nervt dich. Kannst du da noch ein paar Sachen dazu sagen, was dich da dran nervt oder wo du es vielleicht geschickter einsetzt?
Oliver Krüger: Was heißt, das nervt mich? Ich sag mal, jeder, der da heute von den jungen Leuten postet, hat ein Bild im Kopf von Leuten, die von YouTube leben. Es gibt Leute, die tatsächlich wie Kim Kardashian oder so, die davon leben können und einen Lifestyle. Zum einen stört mich daran natürlich, dass ein gewisser Lebensstil abgebildet wird, der eigentlich gar nicht der Realität entspricht. Bei Instagram sind wir alle Millionäre und protzen alle rum und gehen in die tollsten Restaurants. Wenn ich irgendwo essen gehe, dann sehe ich am Nebentisch, wie die Teller abfotografiert werden, wo ich auch sage, iss doch erstmal. Lebe doch dein Leben, lass es dir gutgehen. Musst du alles fotografieren, muss alles ins Netz gestellt werden? Fragezeichen! Natürlich schätze ich zwei Dinge, Information und Unterhaltung. Ich will natürlich auch unterhalten werden, ich mache abends auch den Fernseher an oder gucke irgendwas und lass mich unterhalten. Und wenn das beides gut gemacht ist, dann schaue ich mir das gerne an. Aber Videos, die gemacht werden, nur um den Algorithmus zu befriedigen, die quasi inhaltsleer sind oder irgendwelche Beiträge, das gucke ich mir persönlich nicht an und das möchte ich persönlich auch nicht produzieren. Da sehe ich den Unterschied.
Klaus Reichert: Da sind wir schon auch wieder dahinter, dass du als reiferer Mensch natürlich auch eine Vorstellung dessen hast, was du richtig, was du falsch findest. Du kannst auch gestalten, das ist auch wichtig, du nimmst es in die Hand und du setzt es dann um und hast mittlerweile einfach auch die Erfahrung, wenn du dir jetzt eine Geschichte ausdenkst oder etwas erzählen möchtest, das dann tatsächlich auch technisch umsetzen zu können. Du machst mittlerweile auch nicht mehr alles allein, du hast da jetzt auch Unterstützung.
Oliver Krüger: Richtig!
Klaus Reichert: Was dann natürlich ein Professionalisierungsschritt ist, den du, wenn ich das richtig verstanden habe, auch so 2019 hattest du schon mal wieder so einen Schub, wo du schon mal dich auch ein bisschen besser strukturiert hast, Inhalte, dir Ziele vorgenommen hast und bestimmte Themenstellungen vorgenommen hast.
Oliver Krüger: Genau! Und im letzten Jahr habe ich noch einen größeren Schub gemacht, indem ich für zwei Bereiche Mitarbeiter akquiriert habe. Das heißt, das mache ich nicht mehr alleine, das machen Menschen für mich, die aber Freelancer sind, die arbeiten nicht nur für mich, sondern auch für andere, weil ich erstens das Auftragsvolumen nicht habe, um sie alleine zu beschäftigen, und zweitens, wenn du wirklich gute Leute haben willst, dann arbeiten die heute nicht für dich alleine. Ich habe also zum einen eine Freelancerin, die das gesamte Thema Facebook, Instagram und Co. für mich macht, die auch etwas jünger ist als ich und da also auch voll in dieser Szene lebt und weiß, wie man das machen muss. Und das macht sie wirklich ganz toll. Und ich habe noch einen Kameramann und Cutter, der mit mir zusammen die Videos macht.
Klaus Reichert: Da kommt‘s auch aufs Auge drauf an, da kommt‘s auf Technologie zum Teil darauf an. Einen Film kann jeder machen, aber das richtig gut zu machen, ist noch mal eine ganz andere Nummer.
Oliver Krüger: Ja. Und zu zweit macht es mehr Spaß. Es ist auch eine andere Herausforderung, wenn du weißt, der klingelt morgens um neun und wir müssen jetzt den, keine Ahnung, VW ID.3 filmen, der vor der Tür steht. Wenn du das alleine machst, dann könntest du auch um zehn anfangen. Und so fängst du um neun an. So fängst du also an und so wird es dann auch was. Und wenn du zu zweit bist, macht das auch mehr Sinn, weil der eine dann gucken kann, wie der Ton ist und ob das Bild gut ist und so weiter. Wenn du dir die Videos ansiehst, die wir zurzeit gemacht haben, die haben auch eine andere Qualität als das, was ich alleine mit Bordmitteln hinbekomme. Was auch nicht schlecht ist, aber zu zweit geht’s halt einfach besser.
Klaus Reichert: Da bin ich bei dir. Ich finde auch, es gibt da noch andere gute Beispiele, die man da jetzt heranziehen könnte. Ich habe vor einiger Zeit den Robert Llewellyn von Fully Charged als Gesprächspartner in meinem englischsprachigen Podcast gehabt und der hat das auch selbst angefangen, diesen Fully Charged YouTube Kanal. Und er hatte GoPros im Auto und so weiter. Und das war für ihn halt etwas, was er sich dann beigebracht hat, obwohl er aus dem Business eben als Schauspieler kam. Der war da sehr stark auch missionsgetrieben, um da loszulegen. Und mittlerweile hat er auch eine Crew Leute, die da auch ganz andere Technologien reinbringen, weil sie es vielleicht studiert haben, weil sie da erfahren sind. Und ich finde, das merkt man dann auch natürlich. Das macht schon sehr viel Sinn, finde ich.
Oliver Krüger: Ja, finde ich auch. Also ich möchte da schon weitergehen, eine gewisse Qualität abgeben und möchte Themen bespielen rund um Elektromobilität, rund um mein Geschäftsmodell, aber auch rund um andere Dinge. Also ich finde, den Fehler darf man nicht machen, nur immer an sich zu denken bei YouTube und zu sagen, ich mache nur ein Video, wenn nicht am Ende auch einer den Button klickt und was verkauft. Nein, das also wäre ein Fehler, sondern ich mache Videos, in denen es auch teilweise nichts zu kaufen gibt. Ich verkaufe zum Beispiel keine Autos, aber ich mache Videos über neue Elektroautos. Also es nützt mir im ersten Schritt erst mal gar nichts. Und insofern, ja, mache ich Videos zum Thema Elektromobilität.
Klaus Reichert: Im Grunde sind wir da jetzt bei diesem großen Ding, was auch für Blogger wichtig ist, erst mal auch geben. Du baust Vertrauen auf, du baust tatsächlich auch eine Verbindung zu den Teilnehmenden, zu den Zuschauern auf. Du hast auch Liveevents gemacht oder warst bei Events vor Ort und hast dich mit Menschen getroffen. Du hast Probefahrten gemacht und so weiter. Du überspringst auch diese Grenzen von YouTube dann in die echte Welt wieder hinein. Zurzeit wahrscheinlich ein bisschen weniger, aber das sind schon so Dinge, wo du anfängst das auch wieder zu verbinden miteinander.
Oliver Krüger: Wenn du da Lust drauf hast. Also du fängst alleine vor der Kamera an, das ist so basic, oder vorm Handy, es muss keine Kamera sein. Man sagt im Englischen immer, „Gear doesn’t matter“, also die Ausstattung spielt keine Rolle. Es gibt viele YouTuber, die mit einer sehr rudimentären Ausstattung filmen und das Ganze mit iMovie schneiden. iMovie ist auf jedem Apple MacBook kostenlos installiert, da brauchst du gar nicht viel für. Und dann fängst du einfach erst mal an. Und dann ist es nachher eine Frage, ob die Zuschauer dich sehen wollen, ob sie das Format sehen wollen, was du produzierst. Und alles andere kommt dann von alleine.
Klaus Reichert: Jetzt steht bei dir Dauerwerbesendung oben dran. Ich weiß noch, wie ich das zum ersten Mal gesehen habe. Und da dachte ich mir: Oh Gott, der verkauft mir jetzt irgendwas. Und dann habe ich aber noch mal weitergeguckt und habe gemerkt, Mensch, da ist was anderes. Dann habe ich es auch mal gesehen, wie du das erklärt hast. Und was ich gut finde, ist, du gehst mit diesem Thema sehr offen um. Also du bist verantwortungsvoll in der Kommunikation und schaffst durch diese Transparenz und Offenheit natürlich Vertrauen in das, was du sagst. Ich hatte auch den Eindruck, dass du dich jetzt nicht irgendwie davon abbringen lässt, was Positives, Negatives, was Aussagekräftiges, selbst über deine eigenen Produkte zu machen, und es nicht alles nur über den grünen Klee zu loben.
Oliver Krüger: Diese Einblendung mit der Werbesendung oben rechts, es ist eine rechtliche Grauzone mit uns YouTubern und Influencern, es gibt Urteile dazu. Ich bin kein Rechtsanwalt, ich blende das in jedes Video ein und dann ist Ruhe. Also da oben steht immer „Werbevideo“ drin. Auch wenn ich mich jetzt filmen würde, wie ich zum Einkaufen gehe, würde ich das einblenden, weil es einfach immer die Frage ist, wenn ich nach einer Cola im Regal greife als jemand mit 30.000 Abonnenten, würde mir schon nahelegen, ich würde diese bestimmte Cola-Marke präferieren. Also am besten schreibt man rein „Werbevideo“. Für mich ist es keine Werbung, aber es ist eine rechtliche Absicherung. Findest du so auch bei vielen anderen, „Enthält Produktplatzierungen“ oder so, solche Texte stehen da immer drin. Ich schreibe da Werbevideo rein, das ist ein Wort und das ist eben auch so, dann ist das Thema erledigt. Punkt! Und ansonsten ist es so, dass ich den großen Vorteil habe, dass ich dadurch, dass ich eine Firma betreibe, nicht zwingend auf Kooperationen angewiesen bin. Es gibt YouTuber, die praktisch kein eigenes Geschäftsmodell haben außer YouTube, die natürlich sich mit Kooperationspartnern anfreunden müssen, die ihnen Produktionskosten, Zuschüsse zu den Videos geben. Und dann musst du halt mal eine Tüte Chips ins Bild halten oder zum achten Mal die Ladestation aus dem Kofferraum ziehen. Das ist etwas, das habe ich zum Glück nicht. Wenn bei mir ein Produkt auftaucht, dann ist es eins, was ich für mein Geld in meinem Lager liegen habe, was ich selber verkaufe und eben eigenverantwortlich handle. Ich habe jede Woche irgendwelche Firmen, die sagen, wollen wir mal hier oder können wir mal da? In den allerallermeisten Fällen mache ich das nicht. Ich habe das ein- oder zweimal gemacht, aber das sind echte Ausnahmen.
Oliver Krüger: Man muss auch eine Verbindung dazu aufbauen und sagen, Mensch, das passt oder es passt nicht, weil du einen gewissen Vertrauensvorschuss genießt.
Oliver Krüger: Genau! Das war jetzt in den vergangenen Wochen das Thema, THG-Quote ist so ein Thema. Das ist diese Quote, wo Elektroautofahrer sich einfach irgendwo 250 bis 300 irgendwas Euro abholen können, wenn sie ihre Verschmutzungsrechte sozusagen abtreten an die Mineralölindustrie. Da haben es sich einige YouTuber auch sehr einfach gemacht und haben da irgendwelche Anbieter in die Kamera gehalten nach dem Motto, hier, weil man dann davon selber auch noch 35 Euro oder so Provision kriegt, wenn das einer der Follower abschließt. Dazu habe ich zwei sehr kritische Videos gemacht, die dann auch in der Community echt diskutiert wurden. Und ich finde das schon wichtig, dass wir uns sehr kritisch mit den Dingen auseinandersetzen, die wir da ins Bild halten.
Klaus Reichert: Bin ich vollkommen bei dir. Jetzt hast du gerade gesagt, du bist selbstständig als Unternehmen. Du hast, das fand ich gerade auch eine dieser spannenden Kombinationen, diese Kombination von YouTube, sagen wir mal Social Media und Unternehmen selbst. Wann hast du denn deinen ersten Online-Shop gehabt? Beziehungsweise gab es vielleicht vorher auch schon die Möglichkeit, dass man dann dich anrufen konnte und das Ganze bestellen konnte, nachdem man vielleicht ein Video gesehen hat von dir?
Oliver Krüger: Das kann ich jetzt nicht mehr so genau chronologisch hinkriegen. Also 2017, anders, 2014 habe ich nicht nur mit YouTube angefangen, sondern auch mit der Handelsvertretung für Lichtblick. Da hat der YouTube-Kanal aber kaum eine Rolle gespielt. Weil das ein Thema ist, was ich auf dem Kanal im Moment auch noch gar nicht bespiele. Also davon siehst du auf dem Kanal eigentlich gar nichts, weil es auch schwierig ist darzustellen. Ich habe das immer mal vor, aber es muss dann natürlich eine interessante Geschichte sein. Ich habe nur mit Gewerbekunden zu tun, also ich betreue in Norddeutschland Firmen, die ihren Stromeinkauf dann ausschreiben oder vielleicht auf erneuerbare Energien umstellen wollen und so einen neuen Anbieter suchen. Und da arbeite ich als Handelsvertretung für einen Anbieter hier in Hamburg. Das ist etwas, das finde ich schon zu speziell, als dass ich jetzt bei YouTube dafür dann Werbung machen würde. Mit den Ladestationen ist das etwas anders, das ist ein etwas breiteres Thema. Und 2017 habe ich einfach angefangen, das in meinem Kundenkreis anzubieten. Und Online-Shop, ich glaube, das ging los 2018 oder 2019. Und 2020 in der Pandemie, wo wir alle im Frühjahr praktisch mal so drei, vier Wochen geschenkt bekommen haben an Zeit gewissermaßen, die wir zu Hause gesessen haben, habe ich das genutzt und habe das dann richtig aufgestellt. Also dort habe ich eigentlich den richtigen Shop nachher programmiert. Vorher sah das etwas rudimentärer aus. Und jetzt ist es ein richtiges Shopsystem mit einem Katalog, mit kuratierten Produkten, von denen auch da wieder ich sage, ich möchte nicht jede (unv. #00:34:20.0#) verkaufen, sondern ich kenne die Einsatzzwecke, für die man sowas braucht, und dafür suche ich mir einen oder maximal zwei mögliche Lieferanten. Und das sind die, die ich empfehlen würde, weil ich dazu stehe und sage, das ist ein gutes Teil, das ist genau das, was du dafür brauchst.
Klaus Reichert: Finde ich auch vollkommen nachvollziehbar. Ich hatte gerade im letzten Jahr mich mit diesem Thema sehr intensiv beschäftigt und die Vielfalt ist einfach erst mal verwirrend. Dank YouTube kommt man dann doch wieder schnell auf eine Richtung, aber es kristallisieren sich dann doch bestimmte Dinge raus, die vielleicht für ein Einfamilienhaus besser geeignet sind wie für ein Mehrfamilienhaus oder eine Wohnungseigentümergemeinschaft oder für einen Firmenparkplatz. Da muss man dann auch nicht alles führen und auch nicht alles besprechen, finde ich.
Oliver Krüger: Genau!
Klaus Reichert: Das ging dann schon noch mit der Pandemie so 2020 sehr viel online-professionalisierter weiter. Da haben wahrscheinlich auch viel mehr Leute YouTube-Videos geguckt, könnte ich mir vorstellen.
Oliver Krüger: Erstaunlicherweise gab‘s da einen Break, zu mindestens bei mir, der dazu geführt hat, dass meine Videos deutlich weniger geguckt worden sind. Das haben andere auch so, also diese Pandemie hat auch bei YouTube einiges verschoben. Weil die Gedanken der Zuschauer doch um andere Dinge kreisten als ein neues Elektroauto. Ist ja ganz klar eigentlich. Insofern habe ich dann so ein bisschen mit Live-Streams was gemacht. Wie gesagt, bei YouTube musst du immer gucken, musst du immer anpassen, oder die Situation hat sich verändert, vielleicht die Wettbewerbssituation hat sich verändert. Bei der Pandemie sind jetzt Live-Streams gefragt, und so habe ich einmal in der Woche einen Live-Stream gemacht in der Zeit. Und bin ich dann, als die Pandemie oder als diese Restriktionen so ein bisschen aufhörten, auch wieder aufgehört habe und mache jetzt wieder meine normalen Videos weiter.
Klaus Reichert: Du lernst natürlich da dazu, du passt dich da auch an. Ich meine, da gehört auch dazu, dass man tatsächlich mal darauf achtet, was passiert. Dass man tatsächlich da auch drauf reagiert oder vielleicht nicht nur reagiert, sondern tatsächlich vielleicht so ein bisschen vorausschauender agiert. Das finde ich jetzt in dem Zusammenhang ein gutes Beispiel. Das macht auch nicht jeder Unternehmer so.
Oliver Krüger: Das Leben ist lebenslang lernen. Das Internet hat den Vorteil, dass du alles relativ schnell in Zahlen ausgedrückt bekommst. Du kannst relativ schnell sehen … oder ich fange mal anders an. Ich komme eigentlich aus dem Einzelhandel und wenn du früher mal so einen Kunden im Laden hattest, der so den Laden betreten hat, hat sich ein bisschen umgeschaut, ist wieder rausgegangen, dann blieb immer so die Frage: Woran hat es jetzt gelegen? Wollte er nichts kaufen oder hat er nur auf den Bus gewartet und wollte sich die fünf Minuten vertreiben? Was war jetzt sein Anliegen? Solange du nicht mit ihm sprichst, kriegst du es nicht raus. Das Internet bietet da viel mehr Möglichkeiten. Also wer war bei mir im Laden? Woher kommt der? Mit welchem Gerät war der bei mir? Was hat er sich angeschaut genau, wie lange? Also man kann sich da richtig lange aufhalten. Ich bin da nicht so ein Freund, der da so ganz so weit einsteigt, aber es gibt Basics, wo du eben schnell sehen kannst: Wie laufen meine Videos quasi? Sind sie nachgefragt? Wie lange schauen sich die Leute das an? Wo du einfach merkst: Gut, es ist zu lang, die drehen halt einfach irgendwann ab. Wo du merkst, so lange braucht es gar nicht sein. Da kannst du dann natürlich schon deinen Nektar daraus ziehen. Das musst du dann aber auch tun, du musst dann entsprechend darauf reagieren.
Klaus Reichert: Und auf der einen Seite zumindest einfache Datentools dann nutzen, diese Daten dann, die YouTube zum Beispiel, oder Google Analytics oder sowas liefert dir auch solche Daten, die du angesprochen hast. Es gibt da natürlich noch viel mehr, das verstehe ich. Also das heißt, nutzen, anschauen, sich damit vertraut machen und dann auch wieder daraus lernen hilft dann auf der einen Seite dem Kanal, aber auf der anderen Seite das Blog, die Webseite, den Onlineshop weiterzuentwickeln.
Oliver Krüger: Ja. Und letztlich auch die eigene Motivation für Videos. Warum sollst du nachher Videos machen, die keiner schaut? Alle reden immer von dem YouTube Algorithmus, der ist aber eigentlich genauso wie wir Menschen ticken. Also wenn es interessant ist, wenn es lange geguckt wird, wenn es viele gucken, dann kommt das Video nach vorne. Weil YouTube selber auch will, dass du noch länger YouTube guckst. Ist ja ganz klar. Wenn du zu dem Thema Elektromobilität was zu sagen hast, dann musst du gucken: Wie werden meine Videos geschaut? Wie lange werden sie geschaut? Gibt es irgendwelche Punkte, wo die Leute ausschalten, wo du merkst, gut, das interessiert sie jetzt nicht? Ich habe auch mal zwei Wasserstoffautos getestet zum Beispiel. Oder ich habe auch aufgehört Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge zu testen, auch wenn es welche gibt, die gar nicht so schlecht sind, die heute schon 100 Kilometer zum Beispiel fahren. Aber ich habe einfach gemerkt, dass das auf meinem Kanal überhaupt gar nicht ankommt. Die Leute wollen das nicht sehen.
Klaus Reichert: Aber das geht mir eigentlich auch so. Also so Plug-in-Hybrid ist für mich, das interessiert mich auch nicht. Elektroautos interessieren mich.
Oliver Krüger: Ja, aber es ist so tatsächlich, dass es unheimlich viele Leute da draußen gibt, die so ein Auto kaufen wollen und sich natürlich vor die Frage stellen: Was muss ich denn da beachten? Also wenn wir wieder zum Anfang kommen, dass man also eine Hilfestellung für diese Leute geben will, dann blendest du jetzt ungefähr 50 % des Marktes für Neuwagen aus.
Klaus Reichert: Ja gut, aber du willst auch keine Autos verkaufen. Das ist jetzt nicht (unv. #00:39:24.1# der Fall?)
Oliver Krüger: Nein, nein. Aber der Ansatz ist, dass du den Leuten eine Hilfestellung gibst, die sich für die Elektromobilität interessieren. Und bei den vielen, die einen Plug-in-Hybrid kaufen, die Autos sind Blödsinn, da brauchen wir jetzt nicht lange drüber zu diskutieren.
Klaus Reichert: Ich wollte es jetzt nicht sagen.
Oliver Krüger: Kannst du ruhig. Für viele ist es auch der Einstieg in die Elektromobilität, dass sie merken, oh, das geht ja doch. Und häufig ist der nächste, so erlebe ich es bei meinen Kunden, die fangen mit einem Plug-in-Hybrid an, weil sie der Sache nicht so trauen, und der nächste wird dann meistens elektrisch. Also zwei Plug-in-Hybrids hintereinander kaufen die wenigsten.
Klaus Reichert: Du hast es auch mal selber gesagt, so ein Elektroauto ist eigentlich nicht so wahnsinnig besonders. Es ist ein Auto, es hat vier Räder, ein Lenkrad, eine Heizung und was weiß ich, ein Radio, und ein Navi und so. Man muss halt manchmal bei längeren Reisen ein bisschen genauer planen, damit man geschickt tanken kann, in Anführungszeichen, noch zumindest. Aber den Unterschied merkst du erst, wenn du dann wieder Verbrenner fährst, mit vielleicht sogar Schaltung und du da rummachen musst, dann erst wird dir bewusst, was das eigentlich für ein tolles Ding ist in diesem Elektroauto. Vor einem Jahr ungefähr, vor anderthalb, zwei Jahren, war vieles natürlich noch unklar, da gab es viele, viele Fragen im Markt. Jetzt ist es so, dass es normaler wird, ein Elektroauto anzuschaffen. Ein Teil ist natürlich Hybrid mit hoffentlich abnehmender Zahl. VW investiert massiv, alle anderen auch. Wie sieht die Situation denn heute aus? Die Menschen sind besser informiert, dank dir, dank vielen anderen natürlich auch. Dank Maßnahmen der Hersteller selbst, wenn ein Hersteller mal seine Vertriebsleute losschickt und die Händler losschickt und informiert, dann ist plötzlich auch mal eine andere Stimmung im Markt. Haben sich denn zum Beispiel die Fragen gewandelt, die auf dich zukommen, die in den Videos gestellt werden? So dass du quasi dann auch inhaltlich drauf reagierst?
Oliver Krüger: Es ist schon so, dass sich das Ganze in den letzten Monaten und letzten zwei Jahren, aber eigentlich so in den letzten 12 Monaten schon deutlich verändert hat. Da hast du recht. Es gibt verschiedene Gruppen, so möchte ich das mal sagen. Es gibt natürlich immer noch ganz viele Elektroauto-Neulinge oder Interessierte, die die gleichen Fragen haben, die wir vielleicht 2014 oder 2015 hatten: Wie lade ich den auf? Wie weit komme ich? Also die echten Basics, wo du als Elektroautofahrer eigentlich abschaltest und sagst, das kenne ich doch schon, das mache ich jeden Tag. Aber es gibt da draußen noch Millionen, die das nicht wissen. Denen möchtest du natürlich irgendwie eine Hilfestellung geben, ohne dass du natürlich die anderen langweilst, die sagen, wovon redet der denn, das mache ich jeden Tag. Dann gibt es natürlich das Thema neue Elektroautos. Das wird jetzt schwierig, weil die etablierten Medien auf dieses Thema aufmerksam geworden sind. Und wenn du wirklich neue Autos vorstellen willst, dann musst du den Zugang zu diesen Neuheiten haben. Wir hatten in dieser Woche den Skoda Enyaq Coupé. Und da kannst du auch anhand der YouTube Videos genau sehen, wer den Zugang bekommt. Das sind vielleicht zehn Leute ungefähr, die sie da einladen. Und die haben dann natürlich die Klicks. Wenn du in drei Monaten, wenn das Auto beim Händler steht, denen zeigst, dann sind eigentlich schon alle Fragen beantwortet. Du bist irgendwo immer der Dritte, Vierte, Fünfte und irgendwo bist du immer hinten. Also die Frage ist jetzt so ein bisschen, das verändert sich gerade, welches Profil gibst du deinem YouTube Kanal? Ich kenne auch YouTuber, die quasi aufgehört haben, die kaum noch Videos machen, weil sie sagen: Was soll ich den Leuten zeigen? Wir haben alles gemacht. Und dann gibt es eine bestehende Elektroauto-Community, die im Grunde genommen regelmäßig bespielt werden will, das machen einige YouTuber, mit Neuigkeiten. Die Stadtwerke sowieso haben fünf Elektrobusse bestellt. Hurra! Das kann man natürlich alles bespielen. Oder die Zulassungszahlen von Elektroautos liegen sowieso. Also das sind alles Neuigkeiten und das will diese Community wissen. Da gibt es zwei, drei Kanäle, die das ganz gut machen. Aber auch das, du musst irgendwo jetzt dein Profil finden. Willst du eine bestehende Community, die da ist, ich sag jetzt mal so salopp, belustigen und informieren? Willst du an neue Leute ran, die noch nicht Elektro sind? Willst du vielleicht dein Leben mit deinem Elektroauto zeigen, deinen Alltag? Willst du versuchen, an die Hersteller heranzukommen? Was willst du eigentlich? Das ist im Moment eine ganz spannende Phase, wo man wirklich aufpassen muss, wie man seinen YouTube Kanal dann in die nächsten Jahre bringt.
Klaus Reichert: Dann lass uns doch gleich mal noch drüber reden, wie hast du das jetzt geplant? Wir haben schon gehört, dass du das Ganze vor allem sehr stark professionalisiert hast durch auch professionelle Unterstützung. Du hast den Online-Shop, das Blog auf neue technische Beine gestellt. Du hast entsprechende Räume, wir sehen es jetzt im Hintergrund auch, in denen du Sachen direkt vorführen kannst, wo du, wenn es wieder möglich ist, auch direkte Events, Beratungsgespräche und so weiter machen kannst. Aber das ist auch natürlich eine Möglichkeit zu drehen. Du hast eine Garage, wo du drehen kannst und so weiter. Also das heißt, du bist da jetzt sehr, sehr gut aufgestellt und hast dir sicher auch was bei gedacht, wie du das angefangen hast zu mieten.
Oliver Krüger: Ja. Also ich sag es mal ganz einfach. Ich mache jetzt bei YouTube nur noch das, woran ich wirklich Freude habe und woran ich auch einen Mehrwert für die Zuschauer da draußen sehe. Also was ist wirklich interessant, was ist eine interessante Geschichte. Natürlich stelle ich Autos weiter vor, so ich sie bekomme. Ich werde nicht der erste sein, der dieses Auto zeigt, ganz bestimmt nicht. Dazu fehlt mir auch die Zeit mich mit den Herstellern so intensiv zu beschäftigen, dass man da in diese erlauchten Kreise reinkommt. Und dann ist natürlich auch die Frage, ich habe solche Leute kennengelernt, in der Vor-Corona-Zeit waren die fünf bis sechs Tage in der Woche unterwegs und spätestens alle drei Wochen einmal übern Teich, entweder Asien oder Amerika. Die Frage ist, ob das jetzt das Leben ist, was ich führen will. Kommt ja auch dazu. Du musst damit rechnen, wenn es denn läuft, dass es sich dahingehend entwickelt. Also ich möchte meinen Stil machen, ganz einfach. Ich möchte über Elektromobilität informieren, mit dem Touch zu diesem Thema Elektroauto laden, weil das ist, was ich beruflich mache, aber eben nicht nur. Ich möchte den Alltag dieser Fahrzeuge zeigen, wie sie in der Praxis sind, wie es wirklich ist, so ein Fahrzeug im Alltag zu bewegen. Prospekt ist toll, Fahrveranstaltungen in Marbella auch toll, aber da sind wir nicht, wir sind in Pinneberg, in Eimsbüttel, in Dortmund, Duisburg oder irgendwas bei 13 Grad und Nieselregen. Was kann der Wagen da? Ich denke mal, das wird so die Richtung sein, in die das geht.
Klaus Reichert: Du hast es auch angesprochen, dass du auch weitere Themen aufnehmen möchtest. Erstmal ganz praktische Sachen natürlich auch, zum Beispiel Laden bei Wohnungseigentumsgemeinschaften. Was ein Riesenthema ist, was wir letztes Jahr sehr intensiv erlebt haben, wo sehr viel Unwissen im Haus dann schnell auch zu falschen Entscheidungen führen kann. Dann solche Themen wie Mobilität über das Auto hinaus, Stichwort Energiewende, Verkehrswende, erstmal Verkehrswende. Also das heißt, etwas mehr zu sehen an Lösungen, was über das Auto hinausgeht, über die individuelle Mobilität. Energiewende ist ein Thema, auch wenn du jetzt nicht so riesig darüber sprichst. Mit den erneuerbaren Energien wird das Ganze dann jetzt vielleicht auch politischer, ernsthafter bei dir?
Oliver Krüger: Bei mir nicht. Also politisch möchte ich nicht werden, da hat jeder seine Meinung. Ich glaube aber daran, dass das Elektroauto an sich jetzt nicht die Lösung ist. Wenn wir jetzt von, ich habe ja gesagt, ich fahre elektrisch, weil es besser fährt. Wenn ich jetzt auf den Umweltaspekt abhebe, dass ich es fahren würde, weil es viel besser wäre für die Umwelt oder besser ist für die Umwelt, da muss ich sagen, am besten ist für die Umwelt, man kauft sich gar kein Auto. Das muss man so klar einfach mal sagen. Und die Tatsache, dass wir diese, ich weiß gar nicht, 80 Millionen Autos oder was wir hier in Deutschland haben, jetzt alle einmal durch den Reißwolf jagen und uns alle ein Elektroauto kaufen, macht die Umwelt nicht besser. Muss man auch klar sehen. Das heißt ja nicht, dass man nun seinen Diesel weiterfahren soll, aber die Lösung besteht nachher darin, Mobilität intelligent zu nutzen. Also eigentlich gar kein eigenes Auto mehr zu haben, sondern es dann zur Verfügung zu haben, wenn man es braucht, gerade in so einer Stadt. Also hier in Hamburg zum Beispiel, wenn du in die Stadtteile gehst, wo ich sag mal das Portemonnaie ein bisschen lockerer sitzt, dann siehst du immer mindestens zwei Autos vor der Tür, die 80 % der Zeit nur rumstehen, die sich aber mindestens im Bereich 60.000 Euro aufwärts bewegen, eher im sechsstelligen Bereich. Meistens solche Stadtpanzer, die dann zum Yoga bewegt werden. Das ist alles im Prinzip irgendwie Blödsinn. Also wir können nicht nur davon reden, wir müssen es dann auch irgendwie machen. Und solche Konzepte finde ich natürlich interessant. Klar!
Klaus Reichert: Mhm (bejahend). Ja. Bin ich vollständig bei dir. Da ist auch der Name von deinem Kanal von deiner Firma ganz gut geeignet, 163 Grad.
Oliver Krüger: Genau!
Klaus Reichert: Das ist jetzt nicht einfach Elektroautonews.de oder sowas, was immer auch. Vielleicht hätte ich das wissen müssen, aber woher kommt 163 Grad?
Oliver Krüger: Das ist dieser berühmte Tipping Point beim Popcorn. Also bei 163 Grad Celsius platzt das Maiskorn im Topf und wird zu Popcorn. Und in der Vertriebslehre wird dieser Vergleich immer benutzt oder herangezogen, um diesen Tipping Point zu erklären und zu erklären, dass Innovationen sich nicht linear verbreiten, sondern so als Kurve. Es passiert immer lange nichts und plötzlich durch eine technische Innovation oder durch eine Preissenkung oder durch eine Regulation, ein neues Gesetz, wie auch immer, plötzlich geht das hoch. Jeder, der dann sagt, oh, da mache ich jetzt mit, für den ist es schon zu spät, weil der Topf dann schon voll ist. Wie gesagt ich komme aus der Unterhaltungselektronik, ich habe das schon x-mal gesehen. Mein Vater hat mir 1984, glaube ich war es, oder 1982, ich weiß nicht mehr, den ersten CD-Spieler gezeigt: Philips CD 1000. Der kostete 1200, 1300 Mark. Und wir hatten so eine große Schallplattenabteilung mit diesen schwarzen Vinylscheiben und oben in der Geräteabteilung stand der erste CD-Spieler. Wir haben uns alle am Kopf gekratzt, was sollen wir damit? Wofür brauchen wir das? Wir haben doch die Schallplatte, wofür brauchen wir das? Den Siegeszug der CD, der dann abging so, das habe ich jetzt x-mal erlebt. Der DVD-Player, auch so ein Beispiel, ein Gerät, was für ein dreiviertel Jahr auf dem Markt war, kostete auch so 1400 Mark, glaube ich, wenn ich es richtig weiß. Und für ein dreiviertel Jahr gab es nur drei Platten, also es gab nur drei DVDs auf dem deutschen Markt. Das war ein Konzert, glaube ich, ein Dokumentationsfilm, und der einzige Spielfilm, den es gab, war Twelve Monkeys mit Bruce Willis, wo der so leicht durchgedreht ist. Also auch nicht unbedingt ein Film, den du nimmst, wenn du ein neues Gerät auf den Markt bringen willst. Und damit ist das gestartet. Wir haben uns gedacht: Was wollen die damit?
Klaus Reichert: Noch schräger war Laserdisc von Philips.
Oliver Krüger: Laserdisc, genau, lief in den USA dann eher und Pioneer und so. Ich habe x-mal vor solchen Sachen gestanden, Smartphone, Telefon, mein Vater hatte damals ein C-Netz, das war so ein Koffer, da sahst du aus wie so ein Dialysepatient, der Freigang hat. Wir haben alle nicht dran geglaubt. Und dann plötzlich sackte der Preis ab und jeder hatte plötzlich so ein Ding. Ich bin 2013 aus diesem Unterhaltungselektronikmarkt ausgestiegen, weil eigentlich diese Tipping Points schon alle hinter sich hatte. Das waren Produkte, die eigentlich jeder schon fünfmal zu Hause hat und ich wollte rein in etwas Neues, wo wir eben noch auf diesen Tipping Point zugehen. Deshalb der Name 163 Grad.
Klaus Reichert: Danke! Das finde ich jetzt richtig schön und das finde ich auch eine gute Bereicherung im Innovationsmanagement beziehungsweise auch bei neuen Produkten gibt’s dann die Innovationsdiffusionskurve und die hat da so ein bisschen was damit zu tun. Aber diese Verbindung, die dann eher aus dem Vertrieb, aus dem Vertriebsdenken heraus kommt, die hatte ich so noch nicht. Also vielen Dank, da werde ich in jedem Fall mal noch ein bisschen nachschauen. In jedem Fall gibt’s hier natürlich die Möglichkeit über dieses Branding dich weiter zu entwickeln.
Oliver Krüger: Ja.
Klaus Reichert: Also sehr zukunftsorientiert oder sehr flexibel schon von vornherein angelegt. Finde ich, passt für mich jetzt auch sehr gut. Ich glaube, da können wir alle dann auch davon lernen. Habe ich denn was vergessen zu fragen?
Oliver Krüger: Nein, alles gut. Ich denke, wir haben nett geplaudert über das Thema Elektromobilität, YouTube, Innovation.
Klaus Reichert: Und auch die Verbindung von diesen Dingen untereinander. Das ist nämlich etwas, was, wie ich finde, du sehr professionell machst, sehr gut und vertrauensvoll miteinander verbindest, wo man merkt, da ist ein großer Qualitätsanspruch hinten dran, der sich auch, also nicht nur im Kamerabild oder im Ton sich zum Beispiel zeigt oder in den Inhalten, sondern einfach auch in so einer Art, wie soll ich sagen, stringentes Konzept, das aber darauf angelegt ist Vertrauen zu stiften und zu informieren, zu erklären und darüber dann natürlich am Ende auch zu verkaufen. Jetzt ist das noch verbunden mit einem Social-Media-Ding, was laufend auch wächst. YouTube wird größer, YouTube verändert sich auch laufend, und in einem Markt, der aktuell auch noch sehr, sehr stark wächst. Das finde ich ein gutes Beispiel für andere Unternehmer und Unternehmerinnen, die so eine Ader dafür haben. Man muss auch gerne dann vor die Kamera gehen wollen und gerne Geschichten erzählen.
Oliver Krüger: Das musst du schon mögen. Das kostet auch viel Zeit, die man auch in andere Projekte stecken könnte. Also es muss schon etwas sein, wo du sagst, da fühle ich mich wohl und da sehe ich für mich auch eine Plattform oder eine Verbindung, mich oder mein Unternehmen entsprechend darzustellen. Da habe ich Spaß dran. Also ich schaue gerne YouTube Videos, ich schaue gerne gut gemachte YouTube Videos, ich schaue auch bei relativ vielen YouTubern sehr regelmäßig rein. Fast alles, keine Elektroauto YouTuber, sondern die machen dann immer ganz was anderes, und hole mir da auch Inspiration, wie die YouTube sehen.
Klaus Reichert: Das war schon ein guter wichtiger Punkt. Für den Podcast ist es auch wichtig vom Zuhören ins Machen zu kommen. Was wären denn so diese Top 3 Tipps, die du jetzt jemandem, einem Unternehmer, einer Unternehmerin empfehlen würdest, der oder die so einen ähnlichen Weg gehen möchte wie du?
Oliver Krüger: In Bezug auf die sozialen Medien?
Klaus Reichert: Diese Verbindung der sozialen Medien, ich sag mal, YouTube und theoretisch können wir auch TikTok nehmen oder so, das ist mir eigentlich im Moment, glaube ich, vielleicht sogar egal. Also die Verbindung von diesem Geschichten-Erzählen, Erklären, soziale Medien sehr intensiv nutzen und auf der anderen Seite damit aber auch das Geschäft zu betreiben.
Oliver Krüger: Also im Prinzip sind es drei Punkte. Der erste Punkt ist: Machen! Also es klingt so banal, aber es gibt einen großen Unterschied zwischen denen, die sagen, theoretisch müssten wir das mal tun, und denen, die es dann wirklich tun. Die sozialen Medien sind relativ, ich sag mal, galant und verzeihen manches. Es gibt also wirklich, es muss nicht der perfekte Kamerawinkel sein, es muss nicht die perfekte Beleuchtung sein, einfach mal anfangen. Der zweite Punkt ist: Dranbleiben! Man darf nicht erwarten, wenn man jetzt ein Video raushaut, das morgen gleich 20.000 Daumen hochgehen und alle sagen „Ich habe dein Video gesehen“. Das dauert eine Weile. Wie gesagt, pro, ich glaube, Sekunde, wenn ich das richtig weiß, oder eine Minute wird mehr als 24 Stunden Videomaterial hochgeladen bei YouTube. Also das ist eine Menge. Da musst du schon irgendwie auffallen. Und der dritte Punkt ist eigentlich: Realistisch und echt bleiben! Es macht keinen Sinn, sich vor der Kamera zu verstellen, sondern es macht Sinn, den echten Alltag zu zeigen. Wenn ich jetzt ein Hotel habe, dann möchte ich den echten Alltag sehen. Also wie sieht‘s denn im Hotel wirklich aus? Wenn ich jetzt einen Fotografen bestelle, da wird immer alles aufgeräumt und alles super ausgeleuchtet, und wenn ich dann als Gast ins Hotel komme, sage ich, das sieht irgendwie so ähnlich aus, aber nicht wirklich so wie auf dem Foto. Dann steht halt eben dreckiges Geschirr in der Ecke, aber es ist eben so, wie es ist. Ich zeige meinen Alltag in dem Hotel. Ich glaube, dann hast du eine Chance, wenn es so ist, wie es wirklich ist. Und wenn du es regelmäßig machst und es auch lebst und das gerne machst und auch vermittelst, dass du das gerne zeigst und dass der Zuschauer auch gerne willkommen ist, also vielleicht zum einen als Zuschauer, zum anderen auch in Real Life sozusagen, wenn er an der Tür klingelt, dann hast du da Chancen. Aber es ist ein Brett, wo man erstmal durchmuss.
Klaus Reichert: Nicht ganz dünnes Brett.
Oliver Krüger: Ja, allerdings.
Klaus Reichert: Oliver, wann wird das Thema Elektromobilität, und ich beziehe es jetzt mal auf Autos, normal?
Oliver Krüger: Eigentlich ist es das schon.
Klaus Reichert: Für manche.
Oliver Krüger: Es ist sehr unterschiedlich, kommt drauf an, wen du fragst. Ich fahre jetzt seit 2018 Tesla und das ist dann schon normal. Wir waren in Italien mit dem Auto, wir fahren in Paris, ich fahre da mit normal, steige da jeden Tag normal ein, so wie mit jedem anderen Auto auch. Da ist jetzt nicht mehr dieser Kitzel. Als ich 2014 mit dem i3 unterwegs war, da bin ich schon bis Itzehoe gekommen und dann musste ich mich schon eigentlich wieder auf den Rückweg machen, um überhaupt noch wieder zurückzukommen. Das gibt es heute nicht mehr. Du steigst ein, ich gucke auch nicht nach der Reichweite. Ich habe früher beim Verbrenner auch nicht nach der Reichweite geguckt, wenn leer war, habe ich getankt. Und so gucke ich jetzt auch, wenn es dann leer ist, dann fahre ich irgendwo an eine Ladesäule. Davon gibt’s mittlerweile schon sehr viele. Ja klar, für uns ist es denke ich mal normal. Und auch die große Aufregung über das große Elektrothema hält sich auch in Grenzen. Also diese ewigen Diskussionen oder diese Anfeindungen, die du so im öffentlichen Raum gekriegt hast mit einem Elektroauto, sind heute eigentlich auch nicht mehr da. Das kommt ganz selten vor. Und irgendwann, keine Ahnung, in zwei, drei Jahren rollen die Geissens auf RTL Zwei mit einem Elektro Rolls Royce durch Monaco und dann hat es auch der letzte verstanden. Ich weiß nicht, da wird es irgend so einen Punkt geben, aber an und für sich ist es heute schon ziemlich normal. Hier in Hamburg, wenn du mal so am Straßenrand stehst und wirklich mal die Elektroautos zählst, die sind natürlich in der Minderheit, na klar, aber es sind wesentlich mehr als du denkst. Und an den Ladesäulen, wenn du die abklapperst, stehen auch überall welche. Vor zwei Jahren waren die alle frei oder zugeparkt von irgendwelchen Verbrennern, die es nicht einsehen wollten. Mittlerweile hast du als Elektroautofahrer wirklich Mühen eher eine freie Ladesäule zu kriegen, weil da überall schon Autos dranstehen. Also da ist in den letzten zwei Jahren ziemlich viel passiert.
Klaus Reichert: Oliver, vielen Dank, dass du dir heute die Zeit genommen hast und beim Smart Innovation Podcast mit dabei warst. Viel Erfolg bei deinem Kanal weiterhin, bei deinem Vorhaben, bei dieser faszinieren Verbindung von YouTube und Shop. Ich finde das spannend, auch natürlich bei deiner Entwicklung jetzt, da bin ich auch schon gespannt, wie sich das jetzt dann zeigen wird. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast!
Oliver Krüger: Sehr gerne!