Ein offenes Bauklima Wiki mit einer Sammlung geschichtlicher Bauten und Architekturelemente kann aus der Perspektive von Architektinnen, Architekten und Städtebauer helfen, die Energiewende im Bau durch Beispiele und Impulse voranzutreiben.
Die Energiewende im Baubereich hat viel Potential für Innovation und nimmt branchenüblich-langsam Fahrt auf. Langsam auch deshalb, weil Bauen etwas ist, das lange und sicher halten muss, für das viele Menschen echte Verantwortung übernehmen müssen und Änderungen nur sehr schwer und eher teuer korrigiert werden können. Anders als im Software-/Internetbereich. Ich habe also grundsätzlich Verständnis, freue mich über die Fortschritte, finde aber, es müsste schneller gehen. Und das seit fast dreißig Jahren :) denn so lange ist es her, dass ich mich selbst zum ersten Mal mit dem Thema beschäftigt habe. Dabei ist das idealistische Projekt des Bauklima Wiki entstanden, das ich immer noch gerne realisieren möchte.
Inhaltsverzeichnis
Worum geht es?
Ein Bauklima Wiki auf Basis des unveröffentlichten Katalogteils meiner Dissertation mit einer Sammlung geschichtlicher Bauten und Architekturelemente kann gerade aus der Perspektive von Architektinnen, Architekten und Städtebauer helfen, die Energiewende im Bau voranzutreiben. Durch Beispiele und Impulse, aber auch durch das Beitragen von weiteren Beispielen und Daten sowie des Austauschs darüber. Dazu müssen zuerst verschiedene Datenformate zusammengebracht werden, editiert und online im Open Source/Creative Commons Format bereitgestellt werden. So entsteht eine lebendige Sammlung, die zum Lernen anregt und Grundlage sein kann für weitere Forschungen und Entwicklungen für die Energiewende am Bau. Für das Online stellen, integrieren und kommunizieren der bestehenden unveröffentlichten Inhalte sowie des Community Aufbaus wird eine Finanzierung gesucht.
Hintergrund
In den 1990er Jahren hat sich fast niemand für die Energiewende im Bau interessiert. Geheizt wurde mit Öl. Gas war die „umweltfreundliche“ Alternative. In Mitteleuropa gab es kaum Klimaanlagen. Kühlung gab es nur in gewerblichen Bauten wie großen Büros, Fabrikation, Verkaufsflächen. In meinen Recherchen fand ich einige kalifornische Hippies, die schon in den 1960ern mit alternativen Klimatisierungsmethoden experimentierten.
1970er Ölkrise brachte erstes Umdenken
Die Ölkrise Anfang der 1970er Jahre brachte das Thema Energie in den Mainstream und es gab eine Reihe von Forschungen und Publikationen. In meiner Erinnerung ist Armory Lovins hier herausragend, neben den Aussagen des „Club of Rome„. Wikipedia weist darauf hin, dass gerade in Dänemark ebenfalls das Thema Energie vorausgedacht wurde. Die Energie Akademie Samsö, ein dänisches Ergebnis dieses Prozesses habe ich in meinem englischen Innovatoren Podcast The 2pt5 vorgestellt.
Entwicklung des Begriff Energiewende
Die „Energiewende“ als Begriff wurde 1980 und dann 1984 ergänzend im Umfeld des Öko-Institut geprägt und in vielen Studien und Veröffentlichungen an mehreren Orten ausgearbeitet. Wichtige Treiber in Deutschland waren zudem das Institut für Energie- und Umweltforschung IFEU in Heidelberg, das Wuppertal Institut („Faktor 4– Doppelter Wohlstand – halbierter Naturverbrauch“ von Ernst Ulrich von Weizsäcker, Amory Lovins und Hunter Lovins). In der Energieforschung in Deutschland war und ist das Fraunhofer ISE in Freiburg früh tätig. Diskutiert wurden dabei Themen wie Energieeffizienz, Energieerzeugung (inkl. Solar- und Atomenergie), Ressourceneffizienz, aber vor allem übergreifende Themen der Energiepolitik, um jenseits der Technik politische Rahmenbedingungen schaffen zu können.
Energiewende am Bau
Der Baubereich war nach und nach vertreten durch effizientere Heizungen (zB Gasbrennwerttechnik, thermische Solaranlagen), Wärmedämmung und Konzepte wie das „Passivhaus“ – entstanden in Schweden? und perfektioniert in Darmstadt. International bekannte Architekten wie Norman Foster und Richard Rogers haben das Thema aufgegriffen und bekannt gemacht. Auch wenn ich mich erinnere, dass es Zweifel an der tatsächlichen Ökobilanz deren Gebäude gab – es war eben auch schwierig zu berechnen in dieser Zeit. Ein gewisser erster Höhepunkt für Architekten war in meiner Erinnerung das Coffee Table Book/Buch „Sol Power“ von Stefan und Sophia Behling, das Impulse und Hintergründe auf den „Kaffeetisch“ in die Wohnzimmer brachte.
Energiewende spielte keine Rolle in der Architekturausbildung
In der Ausbildung an der Universität (mein Start 1989) hat das Thema Energie und Energiewende in meiner Wahrnehmung keine Rolle gespielt. Für mich wurde es zum Thema ca. 1993 und ich habe schnell gemerkt, dass ich damit alleine unterwegs war. Mein Korreferent Prof. Andreas Wagner hat ca. 1995 das Fachgebiet Bauphysik und Technischer Ausbau an der Architekturfakultät übernommen und das Thema in Folge an der Universität Karlsruhe ausgebaut. Das war sicher nicht einfach: Für Architekturprofessoren war das Thema Haustechnik und Energiebedarf damals eher ein „Muss“ als ein wichtiger Bestandteil des Entwurfsprozesses.
Meine ersten Berührungspunkte mit der Energiewende im Bauen
Ca. 1994 hatte ich die Idee, eine Ausstellung beispielhafter Bauten und Architekturelementen zu machen, die über die Architektur, und nicht über die Technik, klimatisieren. Die damals übliche Technik zum Heizen, Lüften, Kühlen – kurz dem Klimatisieren in Gebäuden – war sehr energieintensiv, wartungsanfällig und musste alle 20-30 Jahre ausgetauscht werden. Als baugeschichtlich interessierter Architekturstudent habe ich mich daran gemacht, nach Beispielen aus einer Zeit zu suchen, in der es noch keine „Technik“ und keine massenhafte Verwendung fossiler Energiequellen gab, um lebenswerte, angenehme klimatische Verhältnisse in Gebäuden zu schaffen. Im Idealfall erreicht rein über die Architektur – also über das Gebäudekonzept – und nicht über eingebaute technische Anlagen mit ihrem hohen Energiebedarf und Reparaturanfälligkeit. Vertieft wurde dieser Ansatz durch meine Tätigkeit als ZDL im Energiebereich des Öko-Institut Freiburg nach meinem Studium.
Von der Ausstellung zur Dissertation
Die Idee der Ausstellung (es gab zu deinem Zeitpunkt noch kein „Internet“) hat sich dann verselbstständigt. Ich habe meine Dissertation an der Universität/KIT Karlsruhe damit begonnen mit einer Förderung der Graduiertenstiftung des Landes Baden-Württemberg. Thematisch hat sich diese dann zwar weiterentwickelt, doch Im Kern blieb diese Intention. Dies führte zu einer ausführlichen Sammlung mit Grundrissen und Literaturangaben von Bauten die mindestens 150 Jahre alt waren – vor der industriellen Revolution mit dem Aufkommen von Technologie und intensiver Nutzung fossiler Energiequellen. Teilweise sind es Grundriss Abbildungen, teilweise Textstellen, die beschreiben, wie geheizt, gekühlt, gelüftet wurde – idealerweise über die Architektur in Verbindung mit natürlichen Elementen, und nicht über Technologie. Schlussendliches Thema meiner Dissertation war „Elemente des solaren Bauens in der antiken Wohnhausarchitektur am Beispiel von Olynth„.
Nicht veröffentlichter Katalogteil der Dissertation
Diese Sammlung geschichtlicher Bauten und Architekturelemente ist in einen ausführlichen Katalogteil gemündet, der schlußendlich nicht in die Dissertation eingeflossen ist, aber in verschiedenen Datei-Formaten vorliegt. Sie wird ergänzt durch eine lange Zitat- und Literaturliste.
Diese teilweise strukturierten Daten regen zum Lernen an und können Grundlage sein für weitere Forschungen und Entwicklungen für die Energiewende am Bau, gerade aus der Perspektive von Architektinnen, Architekten und Städtebauern. Die Möglichkeiten der Architektur, wie das Nutzung- und Baukonzept, der Architekturelemente und Möglichkeiten der Gebäudehülle sollen dabei adressiert werden können. Ziel sind Gebäude, die aufgrund ihres Konzepts weniger Energie brauchen und technikreduziert langfristig zum Klimaschutz beitragen.
Wie soll die Plattform funktionieren?
Über eine marktübliche Online Wiki Plattform können Interessierte auf die Inhalte zugreifen, sie für ihre Arbeit als Impuls verwenden. Nichts ist vollständig oder perfekt. Der offene Wiki-artige Charakter – bekannt durch Wikipedia – soll es möglich machen, weitere Beispiele und Mess- sowie Simulationsdaten zu veröffentlichen. So entsteht ein offener Ort der Information und des Austauschs, der über die Zeit hinweg wachsen kann. Im Idealfall wird es zum Werkzeug einer Bau-Energiewende Community.
Was ist zum Start notwendig?
- In einem ersten Schritt müssen die Daten, die in verschiedenen Formaten vorliegen, zusammengebracht werden und über eine marktübliche Open Source Wiki/Content Management (CMS) Lösung online verfügbar gemacht werden.
- Im zweiten Schritt geht es darum, die Inhalte besser zugänglich zu machen, teilweise zu editieren und besser zu erschliessen zB durch Verlinkungen mit anderen Beispielen und der Literatur aus den Literaturverzeichnissen der Dissertation.
- Im dritten Schritt geht es darum, das Wiki zu kommunizieren, den Austausch zu forcieren und weitere Inhalte von externen Beteiligten zu veröffentlichen bzw. zu verlinken. Dies unter einem weit verbreiteten offenen Format wie Creative Commons/Open Source. Der Aufbau bzw. Integration in bestehende Energiewende Netzwerke/Communities wird angestrebt.
Finanzierung
Für diese Schritte wird eine Finanzierung gesucht.