Viele Menschen erkennen die Vorteile von Gründerzeitvierteln und wollen dort wohnen: in gepflegten Altbauhäusern aus der Zeit zwischen ca. 1850/1870 und 1910. Großzügige Wohnungen, hohe Decken. Gleichwertig und flexibel nutzbare weil gleich große Räume. Viele kleine Parkflächen mit Spielplätzen und Erholungsflächen zwischen den Gebäudeblöcken und Bäume bzw. sogar Alleen entlang der Strassen. Im Hof Gärten mit großen Bäumen.
Ein beliebtes Konzept, das auch sehr klimagerecht sein kann. In jedem Fall nachgefragt, wie die Beispiele München Schwabing, Freiburg Wiehre, Karlsruhe Weststadt vorbildlich zeigen.
Viele Städte sehen jedoch anders aus: viele versiegelte Flächen, nicht begrünte Dächer, wenig Bäume, keine Miniparks zwischen den Blocks. Strassen, asphaltierte Parkplätze ohne Schatten. Die Liste der Punkte, die nicht klimagerecht sind, ist ziemlich lang. Das gilt sowohl für Städte als auch Gewerbe- und Industriegebiete, obwohl häufig der Bebauungsplan das Pflanzen von Bäumen vorschreibt. Doch es mangelt dann an Umsetzung oder an der Überprüfung der Umsetzung. Zudem haben wir Architekten in den letzten Jahrzehnten Bäume auch nur in der dekorativen Form der „Hochstammpetersilie“ eingeplant mit überschaubaren ökologischen Mehrwert.
Eine Recherche von FragDenStaat und dem Karlsruher Institut für Technologie ist ein wertvoller Beitrag für die Transformation hin zur klimagerechten Stadt und stellt fest:
„Große, versiegelte Parkplätze verstärken die Hitze in Städten. (…) Vorgaben zur Begrünung fehlen oft oder werden unzureichend kontrolliert.“
Eine ARD-Story liefert hier Details und zeigt die Stadt Hannover (PDF Hannovers frühe Anpassungsstrategie) als ein Vorbild für andere Kommunen. Die Auswertung zeigt große Unterschiede zwischen den Städten hinsichtlich der Baumpflanzvorgaben. In Hannover gibt es seit den 1990er-Jahren die Regel, dass pro sechs Parkplätze ein Laubbaum gepflanzt werden muss, was in anderen Städten oft fehlt oder nicht umgesetzt wurde. Hannover hat frühzeitig Vorgaben geschaffen, die mittlerweile in vielen Bebauungsplänen zu finden sind. Trotz der weitläufigen Grünflächen und Gewässer in Hannover ist mehr als die Hälfte der Fläche versiegelt.
Ein Ergebnis der Recherche: Eine wichtige und relativ einfach im Bestand umsetzbare Lösung ist das Entsiegeln von Flächen und das Pflanzen von großkronigen Bäumen nach kommunaler Vorgabe und mit entsprechenden Kontrollen.
Was etwas aufwendiger sein wird: vom Thema Gründerzeitviertel für unsere Stadtplanung zu lernen. Inkl. dem Mix von Wohnen und Gewerbe – statt der stupiden Trennung, die wiederum Verkehr erzeugt.