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Wasserstoff im Unternehmen – das DLR Hydrogenium

Wie Wasserstofftechnologien die Industrie klimafit machen können – Episode 146 des Smart Innovation Podcast: Klaus Reichert im Gespräch mit Fabian Jörg, Projektleiter am DLR Hydrogenium (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Lampoldshausen).

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Testimonial

„Ein klarer Blick darauf, wie das DLR Hydrogenium Lamboldshausen Wasserstofftechnologien aus der Forschung in die industrielle Praxis bringt.“

„Ein fundiertes Gespräch über den Aufbau von Wasserstoff-Infrastruktur, Testfeldern und Know-how für eine CO₂-neutrale Industrie.“

Beobachtungen & Erkenntnisse

Einleitung

Wasserstoff gilt als einer der wichtigen Energieträger im Rahmen der Energiewende. Er kann fossile Brennstoffe in industriellen Prozessen ersetzen und so entscheidend zur CO2-neutralen Industrie beitragen. Doch noch steht die breite Nutzung am Anfang. Im Gespräch mit Fabian Jörg, Projektleiter am DLR Hydrogenium Lampoldshausen, wird deutlich, wie weit die Entwicklung tatsächlich ist, wo die größten Hürden liegen und welche Chancen sich jetzt für Unternehmen ergeben.

Das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) überträgt mit dem Hydrogenium seine jahrzehntelange Erfahrung aus der Raumfahrt in die Industrie. Damit entsteht ein Wasserstoff-Testfeld, das Unternehmen zukünftig offensteht und die Wasserstofftechnologie praxisnah testbar macht. Ziel ist, Innovation zu fördern und die Dekarbonisierung der Industrie zu beschleunigen durch Wasserstoff Testdienstleistungen für Unternehmen.

Dr. Klaus Reichert, Innovationscoach und Host des Smart Innovation Podcast, spricht mit Fabian Jörg über den Stand der Wasserstoffnutzung, den Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur, die Bedeutung von Schulung und Beratung sowie konkrete Wege, wie Unternehmen heute schon starten können.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Gespräch

  1. Wasserstoff ist eine Schlüsseltechnologie für die CO2-neutrale Industrie.
  2. Das DLR Hydrogenium Lampoldshausen schafft ein Testfeld für angewandte Wasserstofftechnologien und bringt Forschung in die Praxis.
  3. Ohne Wissenstransfer, Beratung und Kooperation wird der Markthochlauf nicht gelingen.
  4. Der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur ist der entscheidende Faktor, um Nutzung und Nachfrage zusammenzubringen.
  5. Unternehmen müssen jetzt erste Schritte gehen, um Erfahrungen zu sammeln und sich technologische Vorteile zu sichern.

Wasserstoff als Schlüssel zur industriellen Transformation

Wasserstoff ist weit mehr als ein Energieträger. Er ist ein zentraler Baustein für die Dekarbonisierung der Industrie. Besonders in Branchen mit hohem Energiebedarf – etwa Stahl, Glas, Chemie oder Gießereien – kann Wasserstoff fossile Energieträger wie Erdgas oder Öl ersetzen.

Fabian Jörg beschreibt den Wandel als unvermeidlich: Wasserstoff wird vom Nischenthema zur Pflichttechnologie. Der Übergang von fossilen zu erneuerbaren Energien erfordert chemische Speicher, und hier spielt Wasserstoff eine zentrale Rolle. Elektrizität allein reicht nicht, um industrielle Prozesse dauerhaft CO2-neutral zu gestalten.

Gleichzeitig zeigt sich: Die Technologie ist reif, aber die Umsetzung komplex. Produktionskapazitäten, Transport, Speicherung und Nutzung müssen zusammen gedacht werden. Noch fehlt in vielen Regionen die Infrastruktur. Doch der Druck steigt. Unternehmen, die früh beginnen, können sich entscheidende Vorteile sichern.

Vom Raketenantrieb zur industriellen Anwendung

Am Standort Lampoldshausen bei Heilbronn testet das DLR seit Jahrzehnten Raketenantriebe. Dabei spielt Wasserstoff als Treibstoff eine zentrale Rolle. Diese technische Kompetenz bildet die Basis für das DLR Hydrogenium.

Das Hydrogenium ist ein technologieoffenes Wasserstoff-Testfeld, das 2027 in Betrieb gehen soll. Hier können Unternehmen Komponenten, Anlagen und Verfahren mit gasförmigem oder flüssigem Wasserstoff unter realen Bedingungen testen – ohne selbst kostspielige Infrastruktur aufzubauen.

Das Ziel ist, den Technologietransfer aus der Forschung in die industrielle Praxis zu beschleunigen. Unternehmen erhalten Zugang zu Versorgungsstrukturen, Sicherheitseinrichtungen und wissenschaftlicher Expertise. Für viele Mittelständler ist das ein entscheidender Vorteil: Sie können Innovationen entwickeln und erproben, bevor sie eigene Produktionslinien aufbauen.

Das Hydrogenium schließt damit eine Lücke zwischen Theorie und Anwendung. Es macht Wasserstoff greifbar und senkt die Einstiegshürden für Industriepartner, die Teil der neuen Wasserstoffwirtschaft werden wollen.

Ein Testfeld für angewandte Wasserstofftechnologien

Das DLR Hydrogenium ist nicht das erste Projekt am Standort Lampoldshausen. Bereits mit dem H2-Container-Technikum entstand ein kleineres Testfeld, in dem Komponenten unter realen Bedingungen erprobt werden können.

Ein Beispiel ist die Entwicklung von Mikrogasturbinen, die sowohl mit Erdgas als auch mit Wasserstoff betrieben werden können. Durch unterschiedliche Mischungsverhältnisse wird getestet, wie Anlagen auf den Übergang reagieren – ein entscheidender Aspekt, um bestehende Systeme schrittweise auf Wasserstoffnutzung umzustellen.

Das Hydrogenium wird diese Möglichkeiten erweitern. Es soll Tests von Turbinen, Brennstoffzellen, Leitungen und Ventilen ermöglichen und ist so konzipiert, dass sich unterschiedliche Druck- und Temperaturbereiche flexibel abbilden lassen.
Damit bietet das Testfeld eine ideale Plattform für angewandte Wasserstofftechnologien. Es verbindet experimentelle Forschung mit industriellen Anforderungen und schafft ein Umfeld, in dem Unternehmen sicher und effizient Innovationen erproben können.

Der Markt zwischen Euphorie und Realität

Die Wasserstoffbranche befindet sich derzeit in einer spannenden Phase. Nach einem ersten Hype ist eine gewisse Ernüchterung eingetreten. Fabian Jörg spricht von einem „Tal der Tränen“: Viele Projekte stagnieren, weil der wirtschaftliche Durchbruch noch aussteht.

Das liegt auch daran, dass viele Akteure aufeinander warten. Produzenten zögern, weil es noch zu wenige Abnehmer gibt. Unternehmen halten sich zurück, weil Wasserstoff zu teuer und die Infrastruktur unvollständig ist. Dieses Henne-Ei-Problem bremst den Markthochlauf.

Dennoch ist der Trend klar: Der politische Wille, die Investitionsbereitschaft und die technologische Reife wachsen. Sobald regionale Wasserstoffleitungen in Betrieb gehen – etwa die geplante Verbindung in der Region Heilbronn – wird Wasserstoff für viele Unternehmen überhaupt erst zugänglich.
Das DLR Hydrogenium kann diesen Übergang entscheidend beschleunigen, indem es praktische Erprobung ermöglicht und Vertrauen in die Technologie schafft.

Region Heilbronn als Wasserstoffstandort

Die Region Heilbronn hat sich in den letzten Jahren zu einem der aktivsten Standorte für Wasserstoffentwicklung in Deutschland entwickelt. Initiativen wie der Wasserstofftag Heilbronn bringen Forschung, Wirtschaft und Politik zusammen.
Die Begeisterung wächst sichtbar: Was vor wenigen Jahren als Fachveranstaltung im kleinen Rahmen begann, füllt heute eine ganze Halle. Zahlreiche Unternehmen präsentieren dort Ventile, Speicher, Brennstoffzellen und Komponenten, die für den Aufbau einer funktionierenden Wasserstoff-Infrastruktur notwendig sind.
Auch große Energieprojekte, wie die geplante Umstellung des Heilbronner Kraftwerks auf 100 Prozent Wasserstoff bis Mitte der 2030er Jahre, setzen deutliche Zeichen. Solche Leuchttürme schaffen Vertrauen und ziehen Zulieferer, Forschungseinrichtungen und Investoren an. Damit zeigt die Region exemplarisch, wie regionale Kooperation den Weg zur CO2-neutralen Industrie ebnen kann.

Schulung und Beratung als Erfolgsfaktor

Wasserstofftechnologien sind anspruchsvoll. Sie erfordern nicht nur technisches Know-how, sondern auch organisatorische und sicherheitstechnische Kompetenz. Viele Unternehmen stehen deshalb vor der Herausforderung, Wissen aufzubauen und Fachkräfte zu qualifizieren.

Um diese Lücke zu schließen, hat Fabian Jörg gemeinsam mit Daniela Lindner die Ausgründung H2-Know gestartet. Die Initiative bietet praxisnahe Schulung und Wasserstoffberatung an – von Grundlagenkursen bis zur Unterstützung bei Planung, Inbetriebnahme und Betrieb von Anlagen. Ziel ist, Wasserstoffkompetenz in die Breite zu tragen und Unternehmen zu befähigen, eigene Projekte sicher umzusetzen.

Das DLR und H2-Know verfolgen dabei einen gemeinsamen Ansatz: Forschung, Testmöglichkeiten und Schulung greifen ineinander. Wer am Hydrogenium testet, erhält Unterstützung durch Experten, die die gesamte Wasserstoffkette verstehen – von der Elektrolyse über Speicherung bis zur Anwendung.

Diese Kombination aus Technologie, Wissen und Begleitung ist ein wesentlicher Baustein für den erfolgreichen Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft.

Herausforderungen auf dem Weg zur Wasserstoffnutzung

Im Gespräch wird deutlich, dass die größten Hürden weniger technischer, sondern struktureller Natur sind.

Infrastruktur und Verfügbarkeit:
Wasserstoff muss dort verfügbar sein, wo er gebraucht wird. Der Aufbau von Leitungen, Speichern und Tankstellen erfordert große Investitionen und Zeit.

Kosten und Wirtschaftlichkeit:
Grüner Wasserstoff ist derzeit noch teurer als fossile Alternativen. Doch die Kosten sinken, sobald Produktions- und Transportkapazitäten steigen.

Standardisierung und Sicherheit:
Noch gibt es keine einheitlichen Normen für Druck, Temperatur und Lagerung. Unternehmen müssen flexibel planen, während sich Standards erst entwickeln.

Akzeptanz und Wissen:
Viele Entscheider sind noch unsicher, wie sie Wasserstofftechnologien sinnvoll einsetzen können. Hier helfen praxisnahe Schulung und Beratung, Risiken zu reduzieren.

Langfristige Planung:
Der Wandel zur CO2-neutralen Industrie ist ein Prozess über Jahre. Erfolgreiche Unternehmen kombinieren kurzfristige Pilotprojekte mit langfristigen Strategien.

Lösungen und Ansätze aus dem Gespräch

Aus dem Gespräch ergeben sich mehrere konkrete Lösungsansätze für Unternehmen und Regionen, die Wasserstoff nutzen wollen:

  1. Kooperation mit Forschungseinrichtungen: Zugang zu Testfeldern wie dem DLR Hydrogenium ermöglicht es, Technologien sicher zu erproben.
  2. Schrittweise Transformation: Statt alles auf einmal umzustellen, sollten Unternehmen in kleinen, kalkulierbaren Etappen vorgehen.
  3. Regionale Netzwerke: Austausch und Zusammenarbeit mit Partnern in Wirtschaft und Verwaltung erleichtern den Zugang zu Infrastruktur und Förderprogrammen.
  4. Schulung und Beratung: Kompetente Begleitung reduziert Risiken und beschleunigt den Markteintritt.
  5. Langfristige Verträge: Unternehmen sollten frühzeitig Wasserstoffpreise sichern und sich an künftige Lieferstrukturen binden.

Drei Tipps für Innovationsteams

Zum Abschluss nennt Fabian Jörg drei zentrale Handlungsempfehlungen, um vom Zuhören ins Machen zu kommen:

  1. Schrittweise vorgehen und Erfahrungen sammeln
    Unternehmen sollten erste Pilotprojekte starten, auch wenn die Rahmenbedingungen noch nicht perfekt sind. So entsteht praktisches Wissen und Vertrauen in die Technologie.
  2. Netzwerke und Know-how nutzen
    Der Weg zur Wasserstoffnutzung ist komplex. Kooperationen mit Forschungseinrichtungen, Beratungsfirmen und regionalen Initiativen helfen, Fehler zu vermeiden und schneller Ergebnisse zu erzielen.
  3. Langfristig denken und früh starten
    Wasserstoff ist ein strategisches Zukunftsthema. Wer jetzt beginnt, verschafft sich technologische und organisatorische Vorteile, wenn die Wasserstoff-Infrastruktur in den kommenden Jahren skaliert.

Fazit

Das Gespräch mit Fabian Jörg zeigt, dass der Übergang zur CO2-neutralen Industrie längst begonnen hat. Wasserstoff ist ein zentraler Baustein dieser Transformation – technisch machbar, wirtschaftlich zunehmend attraktiv und strategisch unverzichtbar.
Das DLR Hydrogenium Lampoldshausen wird zu einem Ort, an dem Forschung und Industrie gemeinsam an Lösungen arbeiten. Unternehmen, die heute investieren, schaffen die Grundlage für nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit.

Für Innovationsmanager, Produktentwickler und Führungskräfte bietet diese Episode des Smart Innovation Podcast wertvolle Orientierung: Wasserstoff ist keine ferne Zukunftstechnologie mehr – er ist das Fundament einer neuen industriellen Realität.

Transkript

Das Transkript folgt.

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Über

Dr. Klaus Reichert

Hallo, Klaus Reichert hier. Ich bin unabhängiger Berater und kreativer Business Coach mit Herzblut für Innovation und begleite Unternehmen mit viel Erfahrung und Kreativität beim Innovationsmanagement und Innovationsstrategie auf dem Weg von der Vision zu enkeltauglichen Leistungen. Mein Standort ist Baden-Württemberg, zwischen Stuttgart, Karlsruhe und Bodensee.

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