Meine Gesprächspartnerin in Episode 136 des Smart Innovation Podcast ist Leonie Brandt. Sie ist Team Managerin des Team Sonnenwagen Aachen und zudem Studentin an der RWTH Aachen. Zusammen mit einem großen Team entwickelt und baut sie einen Solarrennwagen, der im August in Australien bei der World Solar Challenge 2025 mitfahren wird. Wir unterhalten uns über die Herausforderungen der Organisation eines solchen Innovationsprojektes mit weit über 40 Beteiligten, Sponsoren und Helfenden.
Wie Studierende ein Hochleistungs-Solarfahrzeug für die World Solar Challenge bauen.
Inhaltsverzeichnis
- Podcast anhören & folgen
- Beobachtungen & Erkenntnisse
- Ein Projekt zwischen Hightech, Studium und Teamspirit
- Organisation wie im Mittelstand – ehrenamtlich und mit System
- Vom Entwicklungsteam zum Rennteam: Testphasen und Transformation
- Partnerschaften mit Industrie und Know-how-Transfer
- Lernfeld für die Zukunft
- Die Mission: Begeistern und inspirieren
- Fazit
- Learnings zum Thema Teamorganisation
- Videos
- Links
- Transkript
Podcast anhören & folgen
Beobachtungen & Erkenntnisse
Episode 136 des Smart Innovation Podcast: Im Gespräch mit Leonie Brandt, Teammanagerin des Team Sonnenwagen Aachen, werfen wir einen Blick hinter die Kulissen eines ambitionierten Innovationsprojekts, das auf eindrucksvolle Weise studentisches Engagement, Hightech-Entwicklung und nachhaltige Mobilität vereint. Über 40 Studierende der RWTH und FH Aachen arbeiten gemeinsam an einem Ziel: Der Teilnahme an der World Solar Challenge 2025 in Australien – mit einem selbst entwickelten, ausschließlich solarbetriebenen Rennfahrzeug.
Ein Projekt zwischen Hightech, Studium und Teamspirit
Das aktuelle Projektteam hat in nur anderthalb Jahren den fünften Solarwagen der Vereinsgeschichte entwickelt: den Covestro Aethon. Das Fahrzeug wiegt unter 180 Kilogramm, verfügt über eine 3-kWh-Batterie und erreicht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 90 km/h – bei reinem Betrieb durch Solarenergie. Die 3.022 Kilometer lange Rennstrecke führt quer durch das australische Outback von Darwin nach Adelaide. Die Besonderheit: Das Fahrzeug ist für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassen und fährt im normalen Verkehrsfluss mit.
Organisation wie im Mittelstand – ehrenamtlich und mit System
Die Organisation des Projekts ist bemerkenswert strukturiert. Das Team besteht aus 44 Studierenden, die in sieben Abteilungen organisiert sind – davon fünf technische (Aerodynamik, Struktur, Fahrwerk, Elektrotechnik, Fahrstrategie) und zwei nicht-technische (Marketing, Sponsoring). Die Führungsstruktur ermöglicht klare Verantwortlichkeiten und effiziente Abstimmungsprozesse. Alle Beteiligten arbeiten ehrenamtlich – ohne Bezahlung oder offizielle Anerkennung durch die Universität.
Ein zentrales Element ist der Wissenstransfer zwischen den Teamgenerationen. Da sich das Team alle zwei Jahre neu aufstellt, spielt ein internes Wiki-System sowie der persönliche Austausch mit Ehemaligen eine zentrale Rolle. Die Studierenden lernen so nicht nur technische, sondern auch organisatorische und kommunikative Kompetenzen, die in dieser Form im klassischen Studium oft fehlen.
Vom Entwicklungsteam zum Rennteam: Testphasen und Transformation
Kurz vor dem Start des australischen Rennens wandelt sich das Projektteam vom Entwicklungsteam zum Rennteam. Dies erfordert ein grundlegendes Umdenken in der Teamstruktur, neue Rollen und Aufgaben sowie intensive Probeläufe. Die Testphasen in Deutschland – unter anderem auf dem Mercedes-Benz-Testgelände in Immendingen – dienen dabei nicht nur dem technischen Feinschliff, sondern auch der Erprobung der Rennlogistik: Wer kümmert sich um das Fahrerbriefing? Wer versorgt das Team im Outback? Welche Zeltstruktur wird nachts aufgebaut? Diese Transformation ist ein weiterer Beleg für die Professionalität, mit der das Team arbeitet – vergleichbar mit mittelständischen Unternehmen, nur unter studentischen Vorzeichen.
Partnerschaften mit Industrie und Know-how-Transfer
Zahlreiche Industriepartner unterstützen das Projekt. Siemens stellt etwa Softwarelösungen wie NX und Teamcenter zur Verfügung und bietet technischen Support. Covestro, Hauptsponsor des Projekts, liefert auch spezielle Materialien für das Fahrzeug – etwa für das komplex geformte Canopy. Mercedes-Benz wiederum unterstützt auch mit Design-Feedback und Zugang zu Testanlagen. Besonders spannend ist die Verbindung zum Mercedes-Benz Vision EQXX-Projekt, mit dem viele technologische Ideen geteilt werden. So profitieren beide Seiten: Die Studierenden sammeln Praxiserfahrung auf Top-Niveau, die Industrie erhält frische Impulse und unkonventionelle Lösungsideen.
Lernfeld für die Zukunft
Die Erfahrungen, die das Team Sonnenwagen Aachen macht, reichen weit über das Technische hinaus. Projektmanagement, Teamorganisation, Konfliktlösung, Sponsoring, Öffentlichkeitsarbeit – all das gehört zum Alltag. Gleichzeitig haben die Studierenden die Chance, mit renommierten Unternehmen zusammenzuarbeiten, Netzwerke zu knüpfen und sich frühzeitig als engagierte Problemlöser zu profilieren.
Zahlreiche ehemalige Teammitglieder konnten so Praktika oder Festanstellungen in der Industrie realisieren – nicht selten bei Unternehmen, mit denen sie im Sonnenwagen-Projekt bereits kooperiert hatten.
Die Mission: Begeistern und inspirieren
Neben dem technischen Anspruch verfolgt das Team auch eine gesellschaftliche Mission. Über Social Media, YouTube und eine starke Öffentlichkeitsarbeit macht Sonnenwagen Aachen die Potenziale der Solarenergie sichtbar. Es geht darum zu zeigen, was heute schon möglich ist, wenn Technikbegeisterung, Klimaschutz und Zusammenarbeit aufeinandertreffen. Das Projekt ist als gemeinnütziger Verein organisiert und auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Neben Großsponsoren gibt es auch Möglichkeiten für kleinere Spenden und individuelle Kooperationen.
Fazit
Das Team Sonnenwagen Aachen zeigt, was entstehen kann, wenn junge Menschen Freiräume für Kreativität und Verantwortung erhalten. Der Sonnenwagen ist dabei weit mehr als ein technisches Vehikel – er ist Ausdruck einer Haltung: Zukunft gestalten, statt nur darüber zu sprechen. Das Gespräch mit Leonie Brandt gibt einen seltenen, tiefen Einblick in ein studentisches Innovationsprojekt mit großem Impact – technisch, organisatorisch und menschlich.
Learnings zum Thema Teamorganisation
Aus dem Gespräch lassen sich folgende wichtige Erkenntnisse zur Teamorganisation ableiten:
- Klare Strukturierung in 7 Abteilungen:
- 2 nicht-technische (Marketing, Sponsoring)
- 5 technische (Aerodynamik, Fahrwerk, Struktur, Elektrotechnik, Fahrstrategie)
- Wissensmanagement:
- Aufbau eines internen Wikis zur Dokumentation von Erfahrungen
- Persönlicher Kontakt zu Alumni für Wissenstransfer
- Strukturierte Übergabe zwischen Teamgenerationen
- Projektphasen-Management:
- Erfolgreiche Transformation vom Entwicklungsteam zum Rennteam notwendig
- Klare Verantwortlichkeiten und Rollen während des Rennens
- Detaillierte Planung der Rennlogistik
- Erfolgsrezepte:
- KISS: „Keep it simple, stupid“-Prinzip
- Fokus auf Verlässlichkeit des Wagens
- Motivation durch Eigeninitiative, Teamspirit und Freude am Tun
Videos
SONNENWAGEN – Future Mobility | Ein Dokumentarfilm über das deutsche Team in Australien 2024
World Solar Challenge – deutsches Team kämpft um den WM-Titel ZDF 2023
Links
- World Solar Challenge Website in Australien
- Sonnenwagen Aachen Website
- Sonnenwagen Aachen Wikipedia
- Sonnenwagen 5 Präsentation
- Adelie – Sonnenwagen Aachen 4. Generation
- Covestro unterstützt den Sonnenwagen
- Mercedes-Benz unterstützt den Sonnenwagen
- Siemens unterstützt den Sonnenwagen
- Sonnenwagen Sponsoring & Partner
- Sonnenwagen Youtube / Linkedin / Instagram
- „Fuelless Future“ Team Sonnenwagen Aachen Podcast bei Spotify / Apple Podcasts
- KISS – keep it simple, stupid!
- OpenProject – Open Source Projektmanagement Software
- Smart Innovation Podcast – OPES – netzunabhängige PV Anwendungen für Fahrzeuge
- Sono Sion
- Mercedes-Benz Vision EQXX
- Lightyear 0
Transkript
Das Transkript folgt.